Beobachtungsnacht vom 19/20.6.2004

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 40m Meereshöhe

Bedingungen: Eine der hellsten Nächte des Jahres, kurz vor der Sommersonnenwende. Der Nordhorizont glüht tiefblau. Aber der Himmel ist fantastisch klar und so wird mit etwas gutem Willen doch noch eine Grenzgröße von 6m1 erreicht - aber nur im Zenit. Die Nacht ist sehr feucht, und der Tau bildet schon kleine Bäche, die am Tubus herunterlaufen. Das alles bei frischen 7°C.


Beobachtung:

Zeit: 00.30 Uhr - 02.00 Uhr MESZ

Wie schon in der ähnlich klaren Nacht des 14.6.2004 lohnte eine Fahrt zum Beobachtungsplatz wegen der Mitternachtsdämmerung nicht. Nebenbei auch noch die Beobachtung schmalen nur 1,8 Tage alten Mondsichel in der Abenddämmerung möglich. Ein Bild findet sich bereits in der Mondgalerie. Erst nach Mitternacht kam die Milchstraße im Schwan einigermaßen zur Geltung. Zeit also, sich an einigen Galaxien im hochstehenden Herkules zu versuchen, die noch am Rande meiner Serpens-Aufsuchkarten verzeichnet waren. 

Galaxien zwischen Rho Serpentis und Gamma Herculis

Ein Gebiet, daß mich bei der Aufsuche immer wieder fast zur Verzweifelung treibt. Nach 10min des Herumgestochers war der Aufsuchstern endlich gefunden, und die Jagd konnte beginnen.

NGC 6028 = NGC 6046 (Gx) (Her) 13,5mag

Diese Galaxie wurde am 14.3.1784 zum ersten Mal von William Herschel beobachtet, jedoch sah dieser sie nicht ohne Zweifel, wie man seinen Beobachtungsnotizen entnehmen kann. Später wurde der Nebel noch einmal von Bigourdan entdeckt, worauf die zweite NGC-Bezeichnung beruht. Bei 126x ist der sehr schwache Nebel dank der markanten Sternkonstellation im Westen noch relativ gut indirekt aufzufinden. Er erscheint leicht oval in Nord-Süd-Richtung, und kurioserweise zaghaft zweigeteilt.

NGC 6062 (Gx) (Her) 13,4mag

Direkt östlich eines markanten Trapezes aus 4 hellen Sternen, findet sich dieser relativ schwache Nebel. Mit indirekter Sicht ist er zu 75% der Zeit zu halten, und erscheint 1,5:1 elongiert. Im Zentrum blitzt immer wieder der sternförmige Kern auf. Rund 1' südwestlich befindet sich die kleine Galaxie NGC 6062B. 

NGC 6062B (Gx) (Her) 15,3mag

Bei der Aufsuche von NGC 6062 blitzt die Nachbargalaxie NGC 6062B als extrem schwaches Sternchen auf, das sich später nur durch seine markante Position verifizieren lässt. Das Sternchen bildet ein gleichseitiges Dreieck mit einem 9m und einem 10m-Stern.

NGC 6052 = NGC 6064 (Gx) (Her) 13,3mag

NGC 6052 ist eine weitere Galaxie, die ursprünglich von William Herschel entdeckt wurde, aber später durch eine Wiederentdeckung noch einen zweiten Eintrag im NGC-Katalog erhielt. Der zweite Entdecker war in diesem Fall Marth. Der Nebel bildet ein Paralellogram mit 3 10m-Sternen und ist somit einfach aufzufinden. Bei 126x erscheint er recht schwach, aber mit indirekter Sicht deutlich und einfach. Ab 126x ist die ungewöhnliche Natur des Doppelsystems ansatzweise nachvollziehbar, wobei das Objekt schwer zu trennen ist. Ein Teil scheint deutlich größer als der andere zu sein. 

NGC 6060 (Gx) (Her) 13,4mag

Hier zeigt sich bei 98x und 126x eine relativ ausgedehnte nebelhafte Zigarre die etwa 3:1 im PW 90° elongiert erscheint. Bei genauer Betrachtung fällt auf, daß das Zentrum in den Südteil der Galaxie verschoben erscheint - ein weiteres Indiz für die Perspektive, mit der wir die Galaxie betrachten. Insgesamt ist NGC 6060 ein Objekt geringer Flächenhelligkeit.

*Dann weiter zu einem sehr schwierigen Paar von Galaxien, das zeigt wie wichtig helle Feldsterne bei der Aufsuche sind.*

NGC 6035 (Gx) (Her) 13,6mag

Diese Galaxie ist in etwa 1,5-facher Verlängerung eines kleinen Sterndreiecks direkt östlich davon zu finden. Sie ist ein schwieriges Objekt und nur mit indirekter Sicht zu erkennen. Mehr als einen rundlichen Nebelball kann man jedoch bei 126x nicht ausmachen. Die etwas hellere NGC 6032 befindet sich 6' nordwestlich.

NGC 6032 (Gx) (Her) 13,5mag

NGC 6032 ist eine schwierige Galaxie, die in ein Dreieck, etwas irritierender schwacher Sterne eingebettet ist. 126x zeigt einen ziemlich schwachen, 2,5:1 elongierten Nebelhauch. Die Armut an helleren Feldsternen macht den Hauptteil der Schwierigkeit aus.

IC 1156 (Gx) (Her) 13,9mag

Bei 126x ist IC 1156 nicht viel mehr als ein kleiner, diffuser Nebelball mit recht geringer Ausdehnung. Er erscheint schwach, aber immerhin deutlich im Feld. Zwei 11m-Stern im Norden und Westen bietet halt bei der Aufsuche. Ein weiterer sehr schwacher Stern befindet sich direkt westlich.

Ein kleiner Abstecher in die M13-Region

Langsam aber sicher neigte sich die Nacht dem Ende entgegen. Gegen 1 Uhr war die Milchstraße im Schwan sehr schön zweigeteilt und hell erkennbar, aber schon gegen 1.30 Uhr verblasste sie langsam aber sicher wieder. Die Nacht war tierisch - im wahrsten Sinne des Wortes. Igel können wirklich interessante Laute von sich geben. Auch der Hund unserer Nachbar (ein ganz lieber) lief Dauerstreife. So ganz wusste er wohl nicht, was er mit dem, was ich da trieb anfangen sollte. Er bellte nicht ein einziges Mal - vielleicht wollte er einfach auch nur mal durchschauen. ;-)

NGC 6195 (Gx) (Her) 13,6mag

Diese Galaxie erscheint bei 126x als kleiner, ziemlich schwacher Nebel in einem ungewöhnlich sternreichen Feld. Indirekt ist die ovale Form mit einem recht hellen Zentrum deutlich. Am Rand der Galaxie befindet sich mindestens 1 schwacher Stern.

*Keine Chance bei den Galaxien IC 4610 und IC 4612.*

NGC 6158 (Gx) (Her) 13,5mag

NGC 6158 zeigt sich als ziemlich kleiner, leicht ovaler Nebel, der erst nach einiger Betrachtung deutlicher hervortritt. Die Aufsuche ist jedoch relativ einfach, dank der beiden 10m-Stern an der Südseite.

Das war mal wieder rein richtig schöne Beobachtungsnacht. Nach einigen langen Blicken auf den Skorpion und einige Schauobjekte des Sommerhimmels war die Nacht zu Ende. Es war schon wieder so hell, daß ich gar keine Taschenlampe mehr brauchte.

Clear Skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de *