Beobachtungsnacht vom 20.12.2004

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Bedingungen: Nachdem sich seit Wochen der Hochnebel über dem Flachland hielt, hatte der Dezember in dieser einen Nacht doch ein einsehen. Der Himmel, der sich präsentierte, war einfach wunderbar - fst >6m7 (UMi). Leider konnte wegen 8 Tage alten Mondes erst weit nach Mitternacht wirklich sinnvoll beobachtet werden. Das Feld präsentierte sich frisch verschneit (3cm Schneedecke). Temperatur -6°C bei eisig-kaltem, böigen Wind.


Beobachtung:

Zeit: 01.20 Uhr - 03.30 Uhr MEZ

Kurz nachdem ich den prächtigen Sternenhimmel bestaunt hatte, und die Ausrüstung ins Auto verfrachten wollte, kam der Schock. Mein Auto war vollständig mit einer 1-2cm dicken Eiskruste bedeckt. Der frisch gefallene Schnee war getaut und gleich wieder gefroren. Das ist Pech und jeder vernünftige Mensch hätte wohl einfach die Nacht Nacht sein lassen, und hätte sich wieder ins warme Bett gelegt. Aber ein ausgehungerter Astronom unter einem klaren dunklen Nachthimmel ist einfach nicht vernünftig. ;-) Der macht zunächst ein Foto vom Mond, wartet bis dieser untergegangen ist, und fährt dann über verschneite Straßen auf ein dunkles Feld.

Der Mond am 19.12. im Alter von 8 Tagen

[ Der Mond am 19.12.04 gegen 22 Uhr - aufgenommen mit der Pentax Optio 555 am 8" Newton - © by Matthias Juchert]

Komet Machholz und Grenzobjekte für den 8"

Aktuell bietet der Himmel als Highlight den Kometen C/2004 Q2 Machholz. Ich konnte den Kometen zwischen dem 11.12.04 und 18.12.04 schon 2x bei sehr schlechten Bedingungen beobachten. Heute war der Himmel sehr klar, und so konnte ich den Kometen bereits gegen 22 Uhr bei voller Mondbeleuchtung mit bloßem Auge als kleinen, diffusen Nebel erkennen. Der Himmel war sogar so gut, daß trotz Mondschein auch die Wintermilchstraße erkennbar war! Bereits im Fernglas zeigte der Komet einen Schweifansatz. 

Nach Mitternacht auf dem Feld angekommen, schlich sich der Schweifstern zwar langsam gen Horizont, doch war er ganz einfach freisichtig als diffuser Nebel erkennbar. Im Teleskop ergab sich bei 50x ein prächtiger Anblick. Sowohl der dünne Ionenschweif als auch der leicht aufgefächerte Staubschweif waren indirekt erkennbar. Es ist zwar kein Hale Bopp, aber wenn er sich weiter so schön entwickelt, haben wir einen prächtigen Winterkometen.

Danach wandte ich mich meinem Beobachtungsprogramm zu, und das hatte es heute wirklich in sich. Neben dem wahrscheinlich schwächsten NGC-PN und einem Palomar-Globular hatten ich auch noch den berühmten veränderlichen Nebel NGC 1555 auf dem Plan.

NGC 1555 (Neb) (Tau) 

= Hind's variable nebula. Nach einigen Hinweisen auf eine derzeit recht helle Erscheinung des Nebels, interessierte mich ob er in meinem 8" sichtbar sein würde. Ich ging mit der Erwartung an die Beobachtung, das dies ein leichter Fang werden würde. Letztlich war NGC 1555 das schwierigste Objekt der Nacht. Bei 126x konnte ich zunächst gar nichts erkennen. Er nach einiger Beobachtung bei 191x wird ein extrem schwaches, kleines Nebelchen am Limit erkennbar. Er befindet sich in einigem Abstand von T Tauri und zeigt eine leicht längliche Form (elongiert in Nord-Süd-Richtung). An der Position des verschollenen Nebels NGC 1554 ist nur ein schwaches Sternchen erkennbar.

*Bei Palomar 2 lagen die Dinge genau anders herum. Ich hatte aufgrund von Beobachtungsberichten gehörigen Respekt vor dem Objekt, doch in dieser Nacht war es deutlich einfacher als NGC 1555.*

Pal 2 (Gc) (Aur) 13,0mag

Mein 7. Palomar-Globular im 8"! Bereits bei der Aufsuche mit 50x sehe ich an der fraglichen Stelle 2x einen winzigen Nebel aufblinken! Mit 126x ist der Kugelsternhaufen dann sicher zu sehen - wenn auch ziemlich schwach. Die Sichtung gelingt indirekt, jedoch ist das Objekt auch dann immer nur wenige Sekunden zu halten. Dann ist auch eine schwache Andeutung des Zentrums zu erhaschen.

NGC 2242 (Pn) (Aur) 15,0mag

NGC 2242 gilt allgemein als der schwächste PN des NGC. Er wurde am 24. November 1886 mit einem 16" Refraktor von Lewis Swift entdeckt, und galt lange als Galaxie. Mit 8" ist der PN ein sehr schwieriges Objekt an meiner Wahrnehmungsgrenze. Schon allein Starhopp und Orientierung in der direkten Umgebung sind eine Qual. Ein Aufsuchkarte mit einer Grenzgröße von mindestens 13m5 ist notwendig. Bei 98x ist indirekt zunächst ein sehr schwaches, längliches Objekt zu erahnen, das bei 126x in 2 Komponenten zerfällt. Der Nebel ist jetzt als sehr matte, kleine Scheibe separierbar. Knapp östlich befindet sich ein markanter, sehr schwacher Stern. Der Versuch, dem Objekt mit UHC-Filter etwas Leben einzuhauchen, will nicht so recht gelingen. Die zur Orientierung notwenigen Feldsterne verschwinden fast vollständig, und erst nach einiger Beobachtung erscheint das Scheibchen von NGC 2242 wieder.

Die IC 2196 Gruppe bei Castor

Gerade einmal 30' südlich von Castor findet sich diese nahezu unbekannte, aber wunderschöne Galaxiegruppe, die selbst mit 8" einiges hergibt. An der Entdeckung dieser 6 Galaxien waren Ende des 19. Jahrhunderts sowohl Barnard als auch Javelle beteiligt. Besonders bemerkenswert ist, daß Barnard mit dem 12" Refraktor, mit dem er die Entdeckungen machte, selbst das schwächste (im 8" nicht sichtbare) Mitglied IC 2197 gesehen hatte!

IC 2199 (Gx) (Gem) 13,1mag

Diese Galaxie erscheint bei 126x schwach, aber mit indirekter Sicht eindeutig. Die Oberfläche wirkt gleichmäßig ohne erkennbares Zentrum. Auffällig auch, daß es sich um einen relativ ausgedehnten Nebel mit einer 3:1 Elongation in SSW-Richtung handelt.

IC 2194 (Gx) (Gem) 14,2mag

IC 2194 ist trotz geringerer Helligkeitsangabe ähnlich deutlich erkennbar, wie IC 2199. Allerdings ist für die eindeutige Sichtung auch hier indirektes Sehen und 126x notwendig. Die Aufsuche gestaltet sich dank des 11m7-Sterns, nur 2' nördlich relativ einfach. Die Galaxie zeigt dann einen ziemlich kleinen, 2,5:1 elongierten Halo, mit einem fast stellaren, etwas helleren Kern.

IC 2196 (Gx) (Gem) 12,8mag

Dies ist die hellste Galaxie der kleinen Galaxiengruppe südlich von Castor. Bei 126x bietet sich zunächst ein verwirrender Eindruck, da man schwer die genaue Position des Nebels feststellen kann. Eine störende Kette aus 4 Sternen lässt sich nur mit Mühe vom Nebel trennen. Erst nach einiger Zeit wird die Natur des Nebels eindeutig. Die Galaxie erscheint recht schwach aber eindeutig, insgesamt oval geformt und besitzt ein deutlich helleres Zentrum.

IC 2193 (Gx) (Gem) 13,9mag

Vielleicht die visuell interessanteste Galaxie in der IC 2196-Gruppe. Sie liegt in der Helligkeit etwa gleich auf mit IC 2199 und IC 2194 - erscheint also bei 126x schwach, aber indirekt deutlich. Schön ist die Form einer kleinen Lichtnadel mit etwas hellerem Zentralbereich erkennbar. an ihrer Nordostspitze ist ein schwaches Sternchen erkennbar.

IC 2192 (Gx) (Gem) 15,0mag

IC 2192 ist die einzige Galaxie, die von Barnard bei der Entdeckung der IC 2196-Gruppe im Jahr 1888 übersehen wurde. Die Entdeckung gelang erst Javelle. Sie ist bei 126x und 191x nur dank ihrer markanten Position direkt westlich eines 11m8-Sterns sichtbar. Dabei ist jedoch nur ein sehr kleiner, rundlicher Nebelfleck zu erhaschen. Ein schwieriges Ziel für 8".



[ IC 2196 Gruppe bei 126x am 8" f/6 Newton - Matthias Juchert ]

Dann war mir so kalt, daß ich die Beobachtungen abbrechen musste. Es waren weniger die Temperaturen, als viel mehr der eisige Wind, dem man auf dem ungeschützten Feld nur mit einer Flucht ins Auto entkommen konnte. Immerhin stimmten die Anblicke der Beobachtungsnacht doch noch einmal versöhnlich für einen Dezember, der mit Hochnebel und Wolken nicht geizte.

Clear Skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de *