Beobachtungsnacht vom 23/24.8.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 60m Meereshöhe

Bedingungen: Eine weitere, sehr klare Nacht in diesem astronomischen Wahnsinnsmonat August 2003. Der Himmel war sehr klar und reingewaschen, und wies eine freisichtige Grenzgröße von 6m6 auf. Es war zwar mild, aber der kräftige Westwind, der ständig die Augen zum tränen brachte, störte doch, und ich versuchte im Windschatten des Autos dieser Nacht einiges abzugewinnen.


Beobachtung:

Zeit: 23.30 Uhr - 02.00 Uhr MESZ

Am Abend lief der Film "Apollo 13" im TV. Eine wirklich ideale Einstimmung, nach der ich mich selbst unter den Sternenhimmel begab. Meine Reise nach La Palma stand unmittelbar bevor, und ich malte mir schon aus, wie der Himmel dort unten ausschauen mag. Alles gut 25° höher am Himmel ... das macht schon was aus! Der Sagittarius entkommt dem Dunst, und der Blick auf den Südhimmel wird frei. Nach viel Träumerei wandte ich mich aber den Kostbarkeiten zu, die mir der mitteleuropäische Himmel zu bieten hatte.

Verborgene Galaxien in der Lacerta-Milchstraße

Die Objektverteilung in Lacerta ist deutlich zweigeteilt. Während der Nordteil von hoher Sterndichte und vielen galaktischen Sternhaufen beherrscht wird, finden sich im Süden - ungewöhnlich für solch ein reiches Milchstraßenfeld - relativ viele Galaxien der Marke NGC oder IC. Es befinden sich sogar 2 Galaxiengruppe mit Mitgliedern aus dem NGC in der Region.

NGC 7250 (Gx) (Lac) 12,6mag

Diese rechte kleine Galaxie, ist bei 126x sogar knapp mit direktem Sehen zu erkennen. Der Nebel zeigt sich etwa 3:1 elongiert, mit einem hellen Zentrum. Markant ist ein südlich angrenzender 11m-Stern, der den Gesamteindruck eines "I" mit I-Punkt entstehen läßt.

NGC 7223 (Gx) (Lac) 12,7mag

NGC 7223 zeigt bei 126x einen schwachen Halo, mit einem recht hellen kleinen Kern. Durch die vielen Sterne in der näheren Umgebung erschien die Galaxie visuell elongiert, obwohl sich auf fotografischen Aufnahmen eine rundliche Spirale zeigt. Südlich der Galaxie befindet sich eine markante Y-förmige Sterngruppe. Die Galaxie zählt zu den späteren Entdeckungen von Sir William Herschel.

NGC 7197 (Gx) (Lac) 13,4mag

NGC 7197 zählt zu der Gruppe, der visuell reizvollen Galaxien, wozu hauptsächlich die schwachen Feldsterne beitragen. Gut ein Dutzend schwächere Sterne bilden eine bogenförmige Struktur, wobei die offene Seite des Bogens nach Süden weist. Genau dort ist die Galaxie zu finden, die bei 98x relativ schwach und klein erscheint. Bei 126x zeigt sich der recht helle, fast stellare Kern deutlicher. Die deutliche Elongation des Nebels ist auffallend.

NGC 7282 (Gx) (Lac) 14,1mag

Diese Galaxie wurde von E. Stephan in Marsaille entdeckt. Bei 98x erscheint nur ein schwacher Nebel, mittlerer Größe, der per indirekter Sicht mit Mühe zu halten ist. Wohl erkennt man eine deutliche Elongation, jedoch läßt sich der PW nicht einwandfrei feststellen, da einige schwache Sterne in Nachbarschaft der Galaxie den Eindruck verfälschen.

NGC 7330 (Gx) (Lac) 12,2mag

Indirektes Sehen zeigt bei 126x eine relativ schwache, runde Galaxie von geringer Ausdehnung. Sie erweckt einen eher diffusen Eindruck im Okular. Ein schwaches Sternchen befindet sich knapp 2' westlich.

*Die Galaxie NGC 7228 konnte ich aufgrund des Windes nicht korrekt identifizieren, wie sich später anhand meiner Zeichnung herausstellte. Daher trieb mich die Suche noch zu einer kleinen Galaxiengruppe, etwa 1/2° südlich von 1 Lacertae.*

NGC 7242 (Gx) (Lac) 12,9mag

Diese elliptische Galaxie, befindet sich in einem sehr reichen Sternfeld. Die Sternanzahl in der Region nimmt direkt südöstlich der Galaxie rapide zu, was die Beobachtung nicht unbedingt vereinfacht. Trotz ist das Objekt bei 126x nicht all zu schwierig, und erscheint als mittelgroßer, relativ schwacher, rund-ovaler Nebelschimmer, mit aufgehelltem Zentrum.

*Nordwestlich des Objektes zeigt meine Skizze noch 2 weitere Nebelschimmer. Aufgrund der einprägsamen Sternmuster konnte ich einen Schimmer, einer kleinen Verdichtung aus schwachen Sternen zuweisen. Der andere längliche Nebel entpuppte sich jedoch als Galaxie.*

IC 5191 (Gx) (Lac) 14,1mag

Mit indirektem Sehen ist die Galaxie bei 126x als sehr schwacher, leicht elliptischer Nebel zu erkennen. Knapp 2' östlich befindet sich ein 11m6-Stern. Knapp 8' östlich befindet sich mit NGC 7242 die Hauptgalaxie der kleinen Gruppe.

Cassiopeia's tiefer Süden

Im südlichsten Teil der Cassiopeia befinden sich neben den beiden großflächigen Begleitgalaxien von M31 - NGC 147 und NGC 185 noch weitere Schätze, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Suche begann von Phi Andromeda Richtung West.

IC 65 (Gx) (And) 12,7mag

IC 65 ist eine schwache, recht ausgedehnte Galaxie. Bei 126x fällt sofort ihre deutliche Elongation im Verhältnis von 3-4:1 auf, was auf eine Kantenlage hindeutet. Das Zentrum des Nebels hebt sich durch seine wahrnehmbare Aufhellung deutlich vom Halo ab.

NGC 278 (Gx) (Cas) 10,7mag

Eine schöne helle Galaxie! Recht groß und rund, wirkt bei 50x fast wie ein Kugelsternhaufen. Ein heller 9m-Stern befindet sich etwa 2' nördlich des Objektes. Bei 126x wirkt ist Halo nach Osten und Westen hin von schwachen Strukturen gezeichnet.

Alessi 1 (Oc) (Cas)

Ein überraschend auffälliger Sternhaufen. Hebt sich bei 50x recht gut vom Umfeld ab, und füllt etwas mehr als die Hälfte des Gesichtsfeldes. Bei 98x sind 60-70 schwache und mittelhelle Sterne sichtbar, die sich hauptsächlich in verschiedenen Verdichtungen, in der Region zwischen einem 7m1 und einem 8m4-Stern konzentrieren.

 *Dann zog es mich zum Abschluss des Abends noch einmal in Richtung Gamma Cassiopeia, um 3 völlig unterschiedliche Objekte zu beobachten.*

IC 59 (Neb) (Cas)

Sehr schwach ohne Filter wahrnehmbar. Mit UHC-Filter erhöht sich der Kontrast etwas, aber er erscheint immer noch sehr schwach, und nur indirekt. Gamma Cassiopeiae sollte bei der Beobachtung außerhalb des Feldes positioniert werden. Dann zeigt der Nebel 2 Erweiterungen, die man mit Armen vergleichen kann. Es ergibt sich eine dreieckige Form.  

NGC 358 (Oc) (Cas)

Bei 30x erscheint nur ein kleiner Sternknoten, der durchaus etwas nebelhaftes hat. Doch schon bei 98x entpuppt sich der Haufen als kleine Verdichtung von nur 3 hellen und einem schwachen Stern. Insgesamt ist die Anordnung mit einem Trapez vergleichbar.

NGC 381 (Oc) (Cas) 9,3mag

Sehr schöner Anblick bei 50x! Wirkt wegen der schwachen Sterne, wie ein extrem lockerer Kugelsternhaufen, mit leichter Zentralverdichtung in einen dichten Milchstraßenfeld. Bei 98x zeigt sich nur noch eine schwache Zentralverdichtung - ansonsten ist der Haufen jetzt komplett aufgelöst.

Mit einigen letzten Blicken an den Himmel, und der Vorstellung wie das alles erst in La Palma aussehen würde machte ich mich auf den Heimweg.

Clear Skies
Matthias


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