Beobachtungen vom 24.4 - 29.4.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder EQ Newton
                                 
Beobachtungsort:
Land Brandenburg auf 52°19' n.B. - 50m über Meereshöhe

Beobachter: Matthias Juchert


Nacht vom 24,4.2003:

Zeit: 22.30 Uhr - 0.00 Uhr MESZ

Dieser Abend bescherte mir die bisher mit den schlechtesten Bedingungen gesegnete Beobachtungsnacht in diesem Jahr. Seit Wochen kein Regen so das schon der kleinste Windzug Staub aufwirbelte und dazu noch starker Pollenflug - das waren die Grund, wieso diese ansonsten Wolkenlose Nacht nicht einmal Grenzgröße 5m5 im besten Teil des Himmels bot. Die Lichter von Potsdam am Ost- und Brandenburg am Nordhimmel streuten extrem stark - bis in etwa 20° Höhe waren am Nordhimmel fast keine Sterne zu erkennen! So was hatte ich noch nie erlebt. Daher waren die hochgesteckten Ziele der Beobachtung im Virgo gleich zum scheitern verurteilt. M49 war zwar sehr hell, aber die durchaus schwierigen Begleitgalaxien blieben fast alle unsichtbar. Nur NGC 4467 mit 13,8mag konnte ich erhaschen. Schließlich vertagte ich dieses Beobachtungsvorhaben, und suchte nach Alternativen.

Nach einigem Gesuche im Kartenstapel fand ich dann doch 2 lohnenswerte Ziele. Ich entschied mich für den hellsten Quasar und einen sehr schwachen Kugelsternhaufen - das sollte bei diesen Bedingungen auch herausfordernd genug sein. ;-) So tastete ich mich durch die Suppe wieder gen Virgo um 3C 273 zu beobachten. 2 gescheiterte Beobachtungsversuche mit dem 2,5"er (das sei ihm verziehen) :-) und dem 8" liegen schon einige Zeit zurück. Heute reichte zum erfolgreichen finden die Karte im Karkoschka völlig aus.

3C 273 (QSO) (Vir) 12,0mag

Trotz mieser Bedingungen bei 98x indirekt gut zu sehen. Wirkt wie ein Stern von etwas weniger als 12mag-Helligkeit. Bei 126x auch schwach direkt sichtbar. Der schwache Stern direkt westlich war mit 13,8mag an der Wahrnehmungsgrenze. 

*Ich glaube, ich werde wohl nie wirklich zum Quasarfan - der Reiz bei der Beobachtung resultiert hauptsächlich aus angeeignetem Vorwissen - an sich wirkt der Quasar völlig unspektakulär, wie ein einfacher Stern*

Dann ging es zu NGC 5053 den ich bisher ebenfalls 2x probiert hatte - einmal mit dem 2,5" in der Mitternachtsdämmerung, und einmal bei meinem Beobachtungskollegen Martin Schoenball im 10" Dobson unter "Dresdener Vorstadthimmel". Beides mit sehr bescheidenem Erfolg - heute setzte ich den Starfinder auf den Haufen an...

NGC 5053 (Gc) (Com) 9,8mag

Tolles Objekt. Zwar ziemlich schwach, aber sofort per indirekter Sicht zu erkennen bei 98x. Relativ groß. Nach einer Weile dann deutliches Objekt. Eindeutig dreieckige Form, mit jeweils zum mäßig hellen Kern hin eingeschnürten Seiten! Eine dieser 3 Ecken, zeigt fast direkt auf den 10mag-Stern im Osten des Haufens. Bei 126x und indirektem Sehen erscheinen erste schwache Haufensterne aufgelöst.

So hatte ich trotz widriger Umstände noch einige schöne Anblicke erhaschen, und konnte zufrieden nach Haus fahren. 

Abend vom 29,4.2003:

Zeit: 23.00 Uhr - 01.30 Uhr MESZ

An diesem Abend hatte sich die Grenzgröße in Ursa Minor schon bis auf Werte um 6m5 erholt. Die Zeit der kurzen Nächte rückt unerbittlich näher, und bis zum astronomischen Dämmerung braucht es auch schon bis etwa 23h MESZ. Diese Zeit wird sich im Laufe des nächsten Monats soweit nach hinten verschieben, das es ab Ende Mai keine vollständige Dunkelheit mehr im westlichen Brandenburg geben wird. Schwere Zeiten für Astronomen. Heute ging es endlich um die Galaxien bei M49, aber gleich zu Beginn habe ich mir NGC 4565 gegönnt - zum ersten Mal konnte ich hier das Staubband erkennen - schon bei 50x war es sichtbar!

Galaxien bei M49

NGC 4467 (Gx) (Vir) 13,8mag

Mit indirektem Sehen schwacher, kleiner, rundlicher Nebel. Nach einiger Beobachtungszeit dann mit 126x recht deutlich sichtbar mit hellem Zentrum.

Die beiden anderen dichten Begleiter der Galaxien NGC 4465 und NGC 4471 waren mit dem 8"er nicht eindeutig festzustellen, wobei ich zumindest die etwas hellere Zwerggalaxie NGC 4465 (15,4mag) einmal schwach vermutete.

NGC 4434 (Gx) (Vir) 12,1mag

Diese Galaxie ist mit 126x ziemlich hell, wirkt aber sehr klein. Bei genauerer Betrachtung kann man einen sternförmigen Kern wahrnehmen. Ein 12mag-Sternchen steht nur 3' südöstlich.

NGC 4416 (Gx) (Vir) 12,4mag

Eine sehr schwache Galaxie - nur indirekt bei 98x gesehen. Die Form habe ich als etwa rundoval erkannt. Das fast sternförmige Zentrum war mit direkter Sicht zu erkennen. Da CdC an dieser Stelle einen 13,6mag Tycho2-Stern zeigt, der auf dem DSS-Bild jedoch nicht eindeutig erkennbar ist, muss dieser Fall bei einer späteren Beobachtung nochmals geklärt werden.

NGC 4488 (Gx) (Vir) 12,2mag

Schon bei 50x ist die Galaxie ein schwaches Glimmen im Himmelshintergrund, doch erst bei 98x wird die längliche Form nachvollziehbar. NGC 4488 scheint trotzdem nicht genau in Kantenlage, da ich zumindest eine gewisse Flächigkeit wahrnehmen konnte. Das Zentrum tritt als etwas hellere Stelle hervor.

NGC 4492 (Gx) (Vir) 12,6mag

Bei 126x schwach, rund und weitgehend strukturlos, wobei sich direkt nördlich der Galaxie ein etwas störender, aber markanter ca. 12mag heller Stern befindet.

NGC 4470 (=NGC 4610) (Gx) (Vir) 12,2mag

Bei 126x ein schwierig zu beobachtendes Objekt. Besonders die außergewöhnliche Sternarmut um die Galaxie herum, hat das Aufsuchen erschwert. Sie erschien etwa rund bis oval und zeigte keinerlei Details. Die Bezeichnung NGC 4610 geht auf eine Doppelbeobachtung der Galaxie durch William Herschel zurück.

Schließlich beendeten einige Wolkenfelder die Jagd nach weiteren Nebeln.

Clear Skies
Matthias


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