Beobachtungsnacht vom 25.5.2003

Instrumentarium: - 8" MEADE Starfinder EQ (f=1220mm)
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Bedingungen: Eine sehr schöne transparente Nacht mit sehr guter Horizontsicht. Die Grenzgröße erreichte gegen 1 Uhr MESZ trotz beginnender Mitternachtsdämmerung noch 6m5 in UMi. Zudem war die Nacht recht trocken und sehr mild. Die künstliche Aufhellung hielt sich heute stark in Grenzen und ermöglichte eine besonders schöne Beobachtungsnacht.


Beobachtung:

Zeit: 00.00 Uhr - 03.00 Uhr MESZ

Erfreulich das die Zufahrtsstraße zu meinem Beobachtungsplatz jetzt wieder frei von Baustellen und Ampeln ist - so brauche ich nur 10 Minuten bis aufs Feld. Das Getreide am nördlichen Ende des Weges ist nun schön Hüfthoch. Zum Glück wurden südlich des Weges scheinbar Kartoffeln gepflanzt, und so hatte ich in diese Richtung freie Sicht. 

Ziel der Nacht war das Sternbild Virgo, und vor allem sein Ostteil. Der Ostteil steht leider oft im Schatten des mit Galaxien überfluteten Zentralteils, bietet jedoch genau so schöne Beobachtungsobjekte. Durch die sich im Frühling schnell nach hinten verschiebende Dämmerung, schafft man es häufig nicht, mehr von Virgo zu sehen als den zentralen Teil, und muss dann nach wenigen Nächten schon zu den Sommersternbildern übergehen. Dieses Dilemma wollte ich heute für mich beenden, auch wenn Virgo schon wieder komplett den Meridian passiert hatte.

...mehr Juwelen aus der Virgo-Schatzkiste

NGC 5634 (Gc) (Vir) 11,0mag

Wenn William Herschel diesen Kugelsternhaufen nicht am 5.3.1785 entdeckt hätte, dann hätte ich ihn heute entdeckt. Nach kurzem, etwas verwirrenden Starhopp, war ich doch erstaunt über den seltsamen Nebel, der da neben einem hellen Stern schon bei 50x auffällig leuchtete. Bei 98x ist der Haufen ein echter Augenschmaus - delikat eingerahmt von 3 Sternen, wobei er sich dicht an den hellsten 8mag-Stern schmiegt. Der Haufen bleibt auch bei 190x unaufgelöst, wenn sich auch durch körniges Aussehen die Natur des Sternhaufens andeutete. Er erscheint von mittlerer Größe mit brillantem Zentrum.

*Dann zur ersten Galaxiengruppe - der Gruppe um NGC 5363*

NGC 5363 (Gx) (Vir) 10,1mag

Schon mit 50x einfach zu beobachten. Bei 126x sehr heller, kleinerer Nebel mit kleinem, sehr hellen Zentrum. Die Form erschien mir rund-oval.

NGC 5364 (=NGC 5317) (Gx) (Vir) 10,5mag 

Sehr matt für 10,5mag! Bei 50x ganz schwach mit indirekter Sicht erkennbar. Sehr geringe Flächenhelligkeit. Homogene Helligkeitsverteilung, völlig ohne ein erkennbares Zentrum oder auch nur die wunderbare Spiralstruktur, die Fotografien zeigen. Aber recht großes Objekt - ausgedehnter als der Nachbar NGC 5363.

NGC 5373 (Gx) (Vir) 15,3mag

Sehr schwach an der Wahrnehmungsgrenze liegt dieser winzige runde Nebelfleck. Eventuell befindet sich westlich daneben noch ein extrem schwacher Stern. =ZW 46.16

NGC 5338 (Gx) (Vir) 12,4mag

Schwach aber mit indirektem Sehen eindeutig zu erkennen. Längliche Galaxie (keine Kantenlage) mit hellem Zentrum bei 98x. Der markante Doppelstern HJ 2690 mit einem 10 und einem 11mag-Stern in 26" Distanz ist schon bei 50x getrennt (PW ca 90°) und steht nur etwa 3' nordwestlich der Galaxie.

NGC 5360 (Gx) (Vir) 13,3mag

Selbst mit indirekter Sicht ziemlich schwache Galaxie, nur dank markantem Sternfeld zu gut zu finden. Sehr kleiner Nebel mit schwacher zentraler Aufhellung - so schwach, das ich keine genaue Form bestimmen konnte.

Überraschendes in der Libra

Da die Horizontsicht heute sehr vernünftig war, konnte ich in Ruhe mein Vorhaben die beiden südlichsten NGC-Objekte in der Libra zu beobachten, in die Tat umsetzen. Der Starhopp von Sigma Libra stellte sich als äußerst günstig heraus - vielleicht eine der schönsten Starhopping-Alleen am Himmel, wo immer genau 1 heller Stern im Gesichtsfeld den genauen Weg zu NGC 5903 weist. 

NGC 5903 (Gx) (Lib) 11,2mag

Durch den tiefen Stand erscheint die Galaxie recht schwach, und ist erst bei 98x eindeutig feststellbar. Es zeigt sich ein mittelgroßer, rundovaler Nebel mit hellem Kern. Nordwestlich der Galaxie befindet sich ein schwacher Stern.

NGC 5898 (Gx) (Lib) 11,4mag

Diese Galaxie erscheint wie ihr physischer Nachbar NGC 5903 wegen der Horizontnähe recht schwach und rund-oval. Es läßt sich fast nicht feststellen, welche, der beiden Galaxie visuell die hellere ist, wobei ich NGC 5903 favorisierte.

*Ganz in der Nähe hat Libra noch eine ganz besondere Überraschung parat.*

PK 342+27.1 (Pn) (Lib) 11,6mag

= Merrill 2-1. Absolut überraschend schon bei 50x als "schwächere Komponente" eines Doppelsterns erkennbar. Bei 98x ist der Pn klar und hell erkennbar, jedoch völlig stellar. Der Nebel reagiert deutlich auf den UHC-Filter und erscheint mit Filter nur eine Nuance schwächer als der 10mag-Stern 1' westlich von ihm. Man kann ihn wunderschön aus dem Feld "herausblinken". Bei 190x (mehr war wegen Horizontnähe nicht machbar) erschien der Nebel immer noch fast sternförmig, wobei er nun eine winzige nebulöse Hülle zu besitzen schien.

*Dann ging es zurück zur Virgo, die sich immer mehr dem Westhorizont näherte*

Galaxiengruppen im östlichen Virgo

Die schöne Gruppe um Tau Virginis befindet sich etwa 5° nördöstlich von Tau Virginis. Auf dem DSS-Bild ist sie ein wahrer Leckerbissen! 3 deutlich wechselwirkende Mitglieder zeigen sich in geschwungenen und gebogenen Formen.

Die NGC 5566-Gruppe im DSS

NGC 5566 (Gx) (Vir) 10,6mag

Mit 50x einfach und direkt erkennbarer, mittelkleiner Nebel. Bei 126x zeigt sich der Nebel nicht genau rund, sondern mit leichten Unregelmäßigkeiten in die Nord- und Südrichtung, die wie Spinnenbeine anmuten. Der Kern des Nebels ist sehr hell - die schwachen Arme, die auf dem DSS-Bild erkennbar sind, sind visuell im 8" nicht erkennbar.

NGC 5560 (Gx) (Vir) 12,4mag

Schwach, aber mit indirekter Sicht eindeutig zu beobachten. Länglicher Nebel mit hellem Zentrum. Keine exakte Kantenlage - dafür wirkte der Nebel zu breit.

NGC 5569 (Gx) (Vir) 13,2mag

Sehr schwach und nur mit indirekter Sicht zu erkennen. Kleiner rundlicher Nebel mit ganz schwacher zentraler Aufhellung bei 126x.

*Nicht einmal 1° Grad südlich der Gruppe findet sich schon das nächste helle Trio von helleren Galaxien - die NGC 5576-Gruppe.*

NGC 5576 (Gx) (Vir) 11,0mag

Hellste der 3er-Gruppe. Ziemlich hell, leicht länglich und mit ausgeprägtem Zentrum - dieser Anblick bietet sich bei 126x Vergrößerung. Dicht im Nordwesten grenzt ein schwaches Sternchen an die Galaxie an. Einfaches Beobachtungsobjekt.

NGC 5574 (Gx) (Vir) 12,4mag

Recht hell und mit indirekter Sicht auffälliger kleiner Nebel südwestlich von NGC 5576. Rundoval und ziemlich klein.

NGC 5577 (Gx) (Vir) 12,3mag

Schwächste der 3 Galaxien um NGC 5576. Sehr schwache Galaxie indirekt zu halten. Recht klein und langgestreckt - eventuell Kantenlage.

*Für eine kleine Gruppe war noch Zeit, bevor die Morgendämmerung den Himmel langsam wieder erhellte..*

NGC 5638 (Gx) (Vir) 11,2mag

Ziemlich hell und einfach per direkter Sicht wahrzunehmen bei 98x. Mittelkleiner runder Nebel mit hellem Zentrum.

NGC 5636 (Gx) (Vir) 12,7mag

Sehr schwach - die sehr nahe NGC 5638 wirkt sich durch ihre Helligkeit fast störend aus, und macht dieses Objekt schwierig. Erst bei 126x ist die Galaxie als kleiner, länglich-ovaler Lichthauch wahrzunehmen.

Morgendlicher Gruß an den Sommerhimmel

Die hellen Wolken die Hoch am Osthimmel standen, und sich schnell als Milchstraßenwolken entpuppten, waren wirklich beeindruckend. Das helle Band war schon bis hinunter in den Schützen zu erkennen. Besonders im Schwan hatte ich das Gefühl, die Wolken mit bloßem Auge auflösen zu können. Zuerst ging es in den Skorpion wo mich M4 erwartete - bei 126x vollständig aufgelöst mit markantem Balken. Weiter ging es in den Schützen wo ich so ziemlich alle Messier-Objekte in einem Schwenk begrüßte. M8 mit dem hellen Stundenglasnebel, M20 der bei 98x mit UHC die Dreiteilung trotz beginnender Dämmerung zeigte, M24 - der ausgedehnten Sternwolke, die bei 126x auch als glitzernden Schmuck den Sternhaufen NGC 6603 präsentierte, und dann weiter zu den Gasnebel. M17 ließ mir mit UHC-Filter wirklich die Kinnlade herunterklappen - jedes Jahr wieder schon. Bei M16 achtete ich bei der Beobachtung heute genau auf Unregelmäßigkeiten im Nebel, und konnte ansatzweise auch einige Dunkelstrukturen im Nebel wahrnehmen. M11 war ebenfalls sehr begeisternd - ein Meer von unzähligen schwachen Sternen.

Die Horizontsicht war exzellent, und so probierte ich die südlichen Sternhaufen im Skorpion. M6 war leicht gefunden, und zeigte bei 98x eigentlich so ziemlich alle Mitglieder. M7 war schwieriger - nur 1° über dem Horizont konnte ich ihn in vollem Glanz erwischen - ein seltsamer Anblick, da sonst im weiten Umfeld kaum Sterne zu erkennen waren. Aber es war mal wieder geschafft, M7 von Brandenburg zu erhaschen. Die guten Sichtbedingungen machten trotz schon aufgehelltem Nordosthimmel Mut, noch nach einem neuen südlichen DS-Objekt zu jagen. Und schon hatte ich tief im Skorpion einen Kandidaten.

NGC 6383 (= NGC 6374) (Oc) (Sco) 5,5mag

Bei nur -32,5° in der Morgendämmerung gesichtet. Im Zentrum steht ein 5m7-Stern. Von diesem aus ziehen sich in nördliche und westliche Richtung zwei Sternketten mit schwächeren Mitgliedern - vielleicht 10-15 Sterne bei 98x. Ca 5' westlich des hellen Sterns zieht sich von Nord nach Süd noch eine Kette von helleren Sternen am Haufenzentrum vorbei. Alles in allem ein einfach zu beobachtendes Objekt.

Dann habe ich noch in Ruhe die Dämmerung genossen - auch um Mars etwas Aufstiegszeit gegeben. Leider war er gegen 3h MESZ in der hellen Dämmerung bei nur 5° Horizonthöhe nicht Scharfzustellen im 8"er. So werde ich meine erste Marszeichnung in dieser Saison wohl bis zu nächsten Gelegenheit vertagen müssen. In den grünblauen Farben der Dämmerung fuhr ich nach Haus.

Clear Skies
Matthias


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