Beobachtungen vom 27-28.6.2003

Beobachter: - Matthias Juchert

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder (1. Nacht), 2,5" f/13,3 Zeiss Refraktor (2. Nacht)
                                 
Beobachtungsort:
Land Brandenburg auf 52°19' n.B. - 50m über Meereshöhe


Nacht vom 27.6.2003

Zeit: 0.30 Uhr - 2.00 Uhr

Diese Juni-Nacht war sehr klar, doch leider bleibt der Himmel wegen der Miternachtsdämmerung immer etwas aufgehellt - das markante tiefblaue Dämmerungsband ist am Nordhorizont evident. Die Horizontsicht war heute sehr gut und ich konnte mich zur Einstimmung an M6 erfreuen. Lange wird mir diese Freude in diesem Sommer nicht mehr vergönnt sein, da das Maisfeld im Süden des Feldweges zunehmend an Höhe gewinnt. Die Grenzgröße lag bei guten 6m3 aber mir blieben gerade mal 1 Stunde brauchbarer Himmel um 1 Uhr herum, bis die Dämmerung wieder alles erhellte.

...die vergessenen Kugelsternhaufen

Ich hatte mir mal vor einiger Zeit vorgenommen, möglichst alle von MItteleuropa aus erreichbaren Kugelsternhaufen mit dem 8" zu beobachten. Nachdem ich im letzten Jahr in mehreren Nächten schon fast alle Kugelsternhaufen des Sommerhimmels erlegt hatte, war heute die "Beseitigung der Reste" angesagt. Los ging's mit den vergessenen Objekten in der Schlange und im Ophiuchus:

NGC 6535 (Gc) (Ser) 10,6mag

...ist ein relativ unbekannter NGC-Globular. Er wurde im April 1852 von John R. Hind mit einem 7" Refraktor entdeckt. Mit 50x konnte ich einen relativ kleinen, und indirekt deutlichen Nebelfleck ausmachen. Bei 126x zeigt er sich leicht körnig mit mäßig hellem Zentrum. Der Eindruck bei geringerer Vergrößerung ist fast besser.

IC 1257 (Gc) (Oph) 12,5mag

Dieser ferne Kugelsternhaufen hat eine interessante Entdeckungsgeschichte. Entdeckt wurde er 1890 visuell von Rudolf Ferdinand Spitaler am 68cm-Grubb-Refraktors im Wiener Observatorium. Lange Zeit wurde er als offener Sternhaufen geführt, bis er im Jahre 1997 als Kugelsternhaufen enttarnt wurde. Der visuelle Eindruck entspricht dann auch in etwa der unspektakulären DSS-Aufnahme. Der Haufen erscheint visuell klein und ziemlich schwach, ist aber bei 126x indirekt als matter runder Nebelfleck zu halten.

IC 1257 auf den Platten des DSS - Feld 5'x5'

*Tief unten im Sagittarius befand sich ein spannendes Objekt, das einfach vom recht nahen NGC 6520 (inkl. an ihm klebender Dunkelwolke B86) aus, zu finden war*

NGC 6540 (Gc) (Sgr) 14,6mag

Die sehr verwirrende Entdeckungsgeschichte hatte ich schon im Astronomie.de-Forum vorgestellt - sie ist auch in meinem Deep-Sky-FAQ unter Punkt 4. zu finden. Ich wollte mal schauen was meinen Kumpel Christian Schreiner da vom Abschluss seiner H400-Beobachtungen abhielt. Mit 50x bin ich ins Zielgebiet gestolpert und konnte bereits auf Anhieb mit indirektem Sehen an der fraglichen Position einen relativ kleinen Nebel mit hellem Zentrum erkenne - schaut aus wie ein schwacher Kugelsternhaufen. Aber da ich die Eigenarten des Objektes kannte, vergrößerte ich gleich auf 190x und konnte nach einiger Verifikation tatsächlich das helle Zentrum isoliert wahrnehmen - das war es also, was Djorgovski da von dem Herschel-Objekt seperieren wollte. Was mir allerdings immer noch unklar ist - gehören die verstreuten Sterne um den Zentralen Knoten herum nun zum zentralen Objekt oder nicht? Es erscheint mir doch recht wahrscheinlich.

*Dann ging es mit einem riesigen Satz noch einmal in positive Deklinationen - zwar kein Kugelsternhaufen, aber auch ein schönes Objekt...*

IC 4593 (Pn) (Her) 11,0mag

Dieser helle kleine planetarische Nebel wurde erst 1907 von  Williamina Fleming mittels Spektroskopie entdeckt. Er erscheint schon bei 50x Vergrößerung sehr deutlich als ca. 10-11mag heller Stern. Bei 190x erscheint der Nebel als deutliche Scheibe - mindestens 2x so groß wie das Airy-Scheibchen eines vergleichbar hellen Nachbarsterns. Sehr schwach blitzt der 11,2mag helle Zentralstern im hellen Nebel auf. Interessant war eine kleine Unregelmäßigkeit im Nebel - etwa zur nördlichen oder nordwestlichen Seite.

Nach einem wenig erfreulichen Blick auf den wabernden Mars, kam dann auf dem Heimweg doch die Zufriedenheit heraus. Es waren schöne Objekte dabei. Da mache ich mich doch gleich am nächsten Abend noch mal auf.

 

Nacht vom 28.6.2003

Zeit: 0.30 Uhr - 2.30 Uhr

Dieser Abend bot ähnliche Bedingungen wie der Nacht zuvor, allerdings hatte ich nur meinen 2,5" Refraktor mit auf das Feld genommen. Ich wollte mal wieder schauen, was mit kleiner Optik so zu erreichen ist. Daher hatte ich mir echte Herausforderungen vorgenommen:

Palomars im 2,5" Refraktor

Was sich beim ersten Mal verrückt anhört, wollte ich heute in die Tat umsetzen - wie viele der sagenumwobenen 15 Palomar-Kugelsternhaufen würden wohl im 2,5" sichtbar sein bei Mitternachtsdämmerung? Sicher - so viel ist da nicht zu machen, aber ich probierte heute gleich einige der hellsten Haufen aus.

NGC 6717 (Palomar 9) (Gc) (Sgr) 9,3mag

Die Entdeckung von W. Herschel ist eindeutig der hellste Palomar-Haufen. Ideal zum einsehen! :) Indirekte Sicht ist erforderlich, zeigt aber einen deutlichen, mittelkleinen Nebelfleck. Nu Sgr wirkt sich bei der Beobachtung störend aus, so das 84x notwendig sind.

Dann ging es an die Ophiuchus-Grenze um weitere schwache NGC-Kugelsternhaufen zu probieren, und schließlich den Weg zum nächsten Palomar zu finden.

NGC 6517 (Gc) (Oph) 10,3mag

Mit 84x ist ein schwacher, aber deutlicher sehr kleiner Nebel zu erkennen. Zeitweise kann ich das Objekt auch direkt sehen.

NGC 6539 (Gc) (Ser) 9,6mag

Auch hier habe ich 84x Vergrößerung angewandt, auch wenn der Haufen schon bei 34x einfach sichtbar war. Mit hoher Vergrößerung direkt ein kleiner, recht heller Haufen mit hellem Zentrum erkennbar.

Jetzt kam die Challenge der Nacht - Palomar 7, den ich in diesem Monat auch schon im 8" recht schwach aber eindeutig erkennen konnte.

IC 1276 (Palomar 7) (Gc) (Ser) 10,3mag

Extrem schwierig. Eine 1/4 Stunde Beobachtung sind notwendig um den schwachen Lichthauch über die Sehschwelle zu bringen. Er erscheint in etwa 25% der Zeit als lichtschwacher, flächiger Hauch.

Nach einem solchem Kraftakt habe ich auch noch Palomar 8 tief unten im Schützen probiert, aber da ging beim besten Willen nichts mehr. 

So widmete ich mich noch der Mars-Zeichnung. Die Luft war einigermaßen ruhig und schnell erkannte ich die Regionen, die ich schon an einigen Vortagen gesehen hatte wieder. Meine neuen Farbfilter wirken bestens - besonders schön sind die helleren Gebiete im Blaufilter anzuschauen. Hier das Ergebnis der Beobachtung bei 190x mit Blau + Orange-Filter.

 

 

 

Clear Skies
Matthias


Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de