Instrumentarium:
- 12,5"
GAT Dobson, 8" f/10 C8-Orange
Beobachtungsort: Gailenberg/Allgäu
47°30' n.B - 1100m Meereshöhe
Beobachter: Matthias Juchert, Robert Korn, Harald Rottensteiner
Am 2.5.2003 war es endlich soweit - nach fast 9 Stunden Anreise mit der Bahn aus Berlin, traf ich im Allgäu auf der 1100m hoch gelegenen Hütte von Robert Korn ein. Wenige Minuten nach mir, hatte auch Harry seine kleine Weltreise (er kam aus Wien) überstanden. Robert's Domizil im Südhanglage, mit prächtigem Blick auf die umliegenden schneebedeckten Gipfel der Allgäuer Alpen, bietet für einen Astronomen traumhafte Bedingungen - aber zuerst einmal war der Himmel dicht. Zeit um sich in Ruhe auszutauschen, über das zusammen mit anderen Amateurastronomen veranstaltete DSD-Projekt zu diskutieren, und sich von der anstrengenden Reise zu erholen. Bereits die erste Nacht sollte Beobachtungsmöglichkeiten bieten!
Die Hütte von Robert Korn am Gailenberg
Beobachtungsabend vom 2.5.2003
Zeit: 22.00 Uhr - 23.30 Uhr MESZ
Bedingungen: Obwohl es zunächst nicht danach aussah rissen am Abend die Wolken auf und geben den Blick nach Süden und Osten frei. Dann Durchsicht sehr gut, Seeing durchschnittlich bis gut. Die Aufhellung durch das im Tal gelegende Bad Hindelang störte nur wenig - der Himmel zeigte sich völlig frei von irgendwelchen Lichtglocken in der Ferne.
Die Dämmerung war noch nicht ganz beendet, aber trotzdem standen wir schon gespannt an den Teleskopen, Jupiter war einstellt, und Robert als Jupiter-Experte konnte meine Aufmerksamkeit auf Details richten, die ich nie zuvor beachtet hatte. Das C8 zeigte sich etwas weniger Seeinganfällig als der große Dobson, wobei beide Geräte tolle Planetenbilder lieferten. Dann reizte es aber zu sehr und in der hellen Dämmerung stellte ich mit Robert am C8 das erste Deep-Sky-Objekt ein.
M68 (NGC 4590) (Gc) (Hya) 8,2mag
8": In der hellen Dämmerung war der Kugelsternhaufen richtig schwierig zu, aber je dunkler es wurde um so besser wurde der Eindruck. Zunächst wurde der Haufen direkt sichtbar, dann körnig und schließlich deutlich auflösbar. Dabei zeigt sich ein glänzendes Zentrum und einige unregelmäßige Helligkeitsknoten im Außenbereich.
12,5": Im GAT zeigt sich der Haufen auch direkt deutlich aufgelöst. Die Unregelmäßigkeiten im C8, entpuppen sich als hellere Sternballungen. Ein schöner Anblick mit bemerkenswerter Helligkeit des Bildes. Markant ist ein Doppelstern, etwa nördlich im Halo des Haufens. 169x
NGC 4361 (Pn) (Crv) 10,9mag
8": Robert und ich staunen nicht schlecht, als wir schon auf den ersten Blick bei 170x einen Zentralstern sehen können.
12,5": Der Zentralstern ist einfach zu sehen. Zudem meine ich, eine Unregelmäßigkeit in der Nord-West-Ecke erkennen zu können, was von Robert bestätigt wird Ein recht heller Pn ziemlich großer Pn, den ich noch nie mit diesen Details gesehen habe. Harry probiert sowohl UHC als auch OIII-Filter am Nebel, wobei uns der Eindruck ohne Filter am besten erschien.
M 104 (NGC4594) (Gx) (Vir) 8,3mag
Diese schone Galaxie in nahezu Kantenlage ist im 12,5" eine wahre Pracht. Das Staubband ist einfach zu sehen und schneidet die Galaxie in einen breiten Teil, der auch den sehr hellen Kern beherbergt, und einen südlichen, schwach leuchtenden Ansatz. Beeindruckend ist die große Ausdehnung der Spiralarme.
M 104 - Zeichnung von Matthias Juchert am 12,5"
*Kurz bevor der Himmel wieder völlig zuzieht....*
M 5 (NGC5904) (Gx) (Vir) 5,8mag
Schwach konnte ich den Kugelsternhaufen mit bloßem Augen erkennen. Im Ferglas zeigt sich bereits ein kleiner heller Nebelball.
8": Der Anblick ist beeindruckend - ein großer, glitzernder Ball aus unzähligen Einzelsternen bei 170x.
12,5": Der Wahnsinn. Im Vergleich zum C8 noch mal ein Auflösungsquantensprung mehr. Der dichte, grelle, fast überbelichtet wirkende Kern, ist viel weiter nach außen zu verfolgen, bricht dann abrupt um in einen unglaublich feinstrukturierten Sternhaufen bis sich allmählich die Mitgliedssterne am Rand ausdünnen. Schaut aus wie leuchtender Zucker auf einem schwarzen Tuch!
Dann machte der Himmel dicht und es zog ein Gewitter und kräftiger Regen auf, der den starken Pollenflug der vielen Nadelbäume kurzfristig zu bändigen wusste. Wir sammelten noch bis in die Nacht hinein Ideen für die nächste Nacht, und die wurde ganz besonders exzellent!
Beobachtungen vom 3.5.2003
Taghimmel
Nach dem Regen des Vortages, begrüßte uns der
neue Tag mit herrlichem Sonnenschein. Ich könnte Stunden damit zubringen, vor
der Hütte zu sitzen und mit dem Fernglas in der Umgebung herumzuschauen.
Einfach herrlich. Der dunkelblaue Himmel lud zu Taghimmelbeobachtungen ein. So
gelang es mir erstmals überhaupt die Sichtung der Venus mit bloßem Auge am
Taghimmel!!! Ein kleiner schwacher Punkt, aber wenn man sie einmal halten
kann, ist es überraschend einfach! Des weiteren wurden mit dem Teleskop auch
noch Impressionen von Venus und Jupiter gesammelt, wobei letzterer jedoch nur
2 Bänder zeigte.
Hier noch einige Impressionen:
Robert und Harry am Beobachtungsplatz vor der Hütte
Ich vor der Kullisse von Bad Hindelang
Die schmale Mondsichel störte nicht sehr lange.
Nachthimmel
Am Nachthimmel ging es erst mal Querbeet. Nach einem kleinen Wettzeichnen an Jupiter und der erfolgreichen Sichtung von M 3 mit bloßem Auge, bestimmte ich mit Robert die Grenzgröße im tiefstehenden UMi zu 6m7. Also toller Himmel!
Im Deep-Sky Bereich gab es mit Harry's Teleskop vieles, neues zu sehen. M 66 zeigt zwei deutliche und langgestreckte Spiralarme (ziemlich unsymmetrisch), während M 65 weitestgehend strukturlos bleibt. Die Gruppe um M 105 ist auch spannend. Besonders das schwächste Mitglied NGC 3373 zeigte sich deutlich gemottelt, mit Verdickungen in den Außenbereichen. Auch in M 95 kommt Leben. Die Balkenspirale zeigt im C8 bereits einwandfrei ihren Balken und im 12,5" tritt bei 225x auch die Theta-Form blickweise hervor, wobei die erkennbaren Details mehr wie die Ansätze eines Rings anmuten.
M 95 in einer Skizze am 12,5" Dobson (Norden ist unten) - Skizze von Matthias Juchert
Die Galaxiengruppe des Abends - Copeland's Septett
Copeland's Septett ist zweifellos eine der schönsten Beispiele für eine klassische Galaxiengruppe. Allerdings reicht im Vergleich zu den "leichteren" Gruppen wie "The Box" oder "Stephan's Quintett" ein 8"er nicht mehr aus, um alle Galaxien zu sehen. Das belegt auch die Tatsache, das keine der Galaxien von den Herschels entdeckt wurde, und es erst in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts mit dem großen 72" Reflektor in Birr Castle gelang, die Objekte aufzufinden.
Visueller Gesamteindruck:
8": Eine anspruchsvolle Galaxiengruppe! NGC 3753 ist relativ deutlich. Nach 2 Minuten Beobachtung, sind insgesamt 3-4 schwache Nebel im Gesichtsfeld zu entdecken.
12,5": Wunderbar! Bei 225x sind alle 7 Galaxien ohne Kartenvergleich zu erkennen, wobei die 5 hellsten sogar relativ deutllich sind. NGC 3745 und NGC 3754 sind jedoch auch mit dieser Öffnung schwierig, und nur als sehr blasse Flecken zu erhaschen.
Copelands Septett am 12,5" Dobson (Norden ist unten) - Skizze von Matthias Juchert
NGC 3753 (Gx) (Leo) 13,7mag
Die hellste Galaxie in Stephan's Quintett. Recht hell und auch direkt zu halten bei 225x. Die Galaxie erscheint oval mit einem hellen, beinahe stellaren Kern.
NGC 3750 (Gx) (Leo) 13,9mag
Bei 225x erscheint ein eher schwaches, rundlich-diffuses Objekt im Gesichtsfeld. Diese Galaxie bildet zusammen mit NGC 3753 und NGC 3754 die mittlere in Stephan's Quintett.
NGC 3746 (Gx) (Leo) 14,0mag
Recht schwach und gerade noch direkt sichtbar. Zudem zeigt sich bei 225x ein relativ schwach aufgehelltes Zentralgebiet, in einem eher ovalen Halo.
NGC 3748 (Gx) (Leo) 14,8mag
Visuell sehr ähnlich der Nachbargalaxie NGC 3746. Insgesamt recht schwach und nur phasenweise direkt sichtbar. Bei 225x ist das relativ schwach aufgehellte Zentralgebiet sichtbar. Der Halo ist jedoch im Gegensatz zu NGC 3746 rundlich.
NGC 3751 (Gx) (Leo) 14,3mag
Die südlichste Galaxie von Copeland's Septett. Bei 225x zwar schwach, aber doch deutlich indirekt sichtbare, rundliche Galaxie mit schwach betontem Zentrum.
NGC 3745 (Gx) (Leo) 15,2mag
Seh schwierig! Dieser kleine Nebel findet sich zwischen den beiden wesentlich deutlicheren Galaxien NGC 3746 und NGC 3748, wobei sich das Objekt deutlich näher an NGC 3746 anschmiegt. Nur indirekt ist ein diffuses, von der Form her kaum zu klassifizierendes Objekt sichtbar.
NGC 3754 (Gx) (Leo) 14,3mag
Neben NGC 3745 zweifellos die schwierigste Galaxie in Copeland's Septett. Die Schwierigkeit resultiert besonders aus der geringen Distanz zu NGC 3753, mit der sie bei geringeren Vergrößerungen verschmilzt. Erst bei 225x lässt sich der kleine rundliche Begleiter separieren.
*Der nebulöse Stern am Rand der Galaxienkette, war übrigens eine weitere vermutete Galaxie, die sich jedoch nach Vergleich mit Fotografien als sehr schwaches Sternchen entpuppte.*
Eine schöne Galaxiengruppe in den Jagdhunden
Auf Roberts Vorschlag hin, schwenkten wir dann über den Zenit hinweg Richtung Jagdhunde, wo eine für uns weitestgehend unbekannte, aber im nachhinein sehr lohnenswerte Galaxiengruppe lauerte. Auf engem Raum warteten hier 4 helle, und zwei schwache Objekte darauf, angeschaut zu werden. Alle hier beschriebenen Beobachtungen entstanden mit dem 12,5" Dobson.
NGC 5353 (Gx) (CVn) 11,1mag
Hellste Galaxie der kleinen Galaxiengruppe. Enges Paar mit NGC 5354. Bei 169x erscheint das Objekt sehr hell, mit einem hellen Zentrum in einem deutlich ovalen Halo. Bei direkter Sicht erscheint der Kern fast sternförmig.
NGC 5354 (Gx) (CVn) 11,5mag
Enges Galaxienpaar mit NGC 5353. Die Halos scheinen sich zu berühren, oder sogar zu durchdringen. NGC 5354 ist visuell etwas lichtschwächer, als ihr Nachbar, aber immer noch ein ziemlich helles Objekt. Ansonsten zeigt sich mit dem hellen Kern im mittelgroßen, rund-ovalen Halo durchaus ein ähnlicher Anblick.
NGC 5350 (Gx) (CVn) 11,6mag
Befindet sich nur 3' nordöstlich des 6m5-Sterns HD121197, der die Beobachtung deutlich beeinträchtigt. Die Galaxie ist bei 169x ein recht großes, und auch recht helles Objekt mit rund-ovaler Gesamtform und etwas hellerem Zentrum. Die Spiralarme bleiben wegen des störenden Sterns unsichtbar.
NGC 5355 (Gx) (CVn) 13,0mag
Bei 169x zeigt sich die Galaxie bei indirekter Sicht kleiner, recht deutlicher diffuser Nebelfleck. Das Zentrum der Galaxie ist nur schwach betont, und umgibt sich mit einem leicht ovalen Halo.
NGC 5358 (Gx) (CVn) 13,7mag
Indirekte Sicht und 169x sind notwendig, um diese schwache Galaxie zu stellen. Sie erscheint, als kleiner, deutlich elongierter Lichtstreif im Gesichtsfeld. Der Positionswinkel der Elongation beträgt ungefähr 150°.
NGC 5371 = NGC 5390 (Gx) (CVn) 10,5mag
Eine interessante, helle Galaxie in direkter Nachbarschaft der schönen Galaxiengruppe um NGC 5353. Bei 91x ist sie als heller, großer Nebel mit deutlicher Zentralaufhellung nicht im Gesichtsfeld zu übersehen. Bei genauerem hinsehen deuten sich bereits erste Strukturen im Halo an. Auch bei 169x sind jedoch nur die Ansätze der Spiralarme auszumachen. Der genaue Verlauf bleibt vage.
Die Vergabe der NGC-Nummer 5390 geht
wahrscheinlich auf eine Doppelbeobachtung durch John Herschel zurück.
Herschel selbst, vermerkte bereits die Angaben der Rektaszensionswerte als
unsicher.
Horizontnahes und weitere Beobachtungen
*Danach hatten wir aufgrund der guten Horizontsicht auf mein Bestreben noch einige Ziele auf dem Plan, die quasi direkt über die Bergkämme der Allgäuer Alpen zogen. Es war wieder soweit - Deep-South-Madness.*
M 83 (NGC 5236) (Gx) (Hya) 7,5mag
8": Ein sehr helles Objekt. Bei 170x ist der Balken sofort deutlich erkennbar. Die beiden Hauptarme der Galaxie sind indirekt als schwache Bögen sichtbar.
12,5": Kaum zu glauben, was aus M83 bei guten Bedingungen mit einer größeren Öffnung wird. Ein sehr großer, sehr heller Nebel bei 169x. Der längliche, helle Balken ist sehr deutlich, und beiderseits von einem Stern begrenzt. Die beiden Spiralarme sind visuell gut sichtbar, und winden sich vom Balken ausgehend, entgegen des Uhrzeigersinns um den Kern.
nicht umgezeichnete Originalskizze von M83 bei 169x im 12,5" Dobson (Norden ist unten) - Matthias Juchert
*Und da alle auch mal eine Galaxie im Centaurus sehen wollten... ;-)*
NGC 5253 (Gx) (Cen) 10,1mag
12,5": Bei 169x sofort als heller, mittelgroßer Nebel mit etwas ungleichregelmäßiger Helligkeitsverteilung sichtbar. Die Gesamtform ist deutlich oval, wobei die schöne Einrahmung durch einige schwache Sterne im Norden der Galaxie erwähnenswert ist.
NGC 4565 (Gx) (Com) 9,5mag
12,5": Sehr hell, stark elongiert. Das zentrale Staubband ist direkt recht gut erkennbar, und bis in die äußeren Bereiche zu verfolgen. Bei 157x sind schon schwache Strukturen im Staubband erkennbar, die allerdings nur im Bereich der Bulge deutlich hervor treten.
Dann zogen sowohl im Südosten, als auch im Südwesten Wolken auf. Es dauerte kurz, bis ich realisierte, daß die Wolken im Südosten die Ausläufer der Sommermilchstraße waren. Es sah einfach beeindruckend aus, wie sich dieses Band hinter den Zweitausendern erhob. Wir machten noch einige Versuche mit dem OIII-Filter vor dem bloßen Auge, wobei M 8 und NGC 7000 ihre Nebelnatur deutlich präsentierten - dann machte es aber von Westen her dicht, und wir beschlossen, abzubauen. Als gegen 3 Uhr alles verstaut war und wir schon das Nachtquartier bezogen, klarte es wieder auf, und ich konnte noch den majestätischen Blick auf Scorpius und die Große Milchstraßenwolke im Sgr dicht über den Alpenhauptkamm bewundern.
Am nächsten Tag stand leider schon die Heimreise mit dem Zug an, die herrliches Wetter und eine fantastische Fernsicht auf den kompletten Alpenhauptkamm bot - selbst nördlich von Augsburg waren die Gipfel noch gut zu sehen.
Clear Skies
Matthias
Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de