Beobachtungsnacht vom 2/3.8.2002

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder (40mm Plössl, 25mm Plössl, 6,4mm Super-Plössl + UHC)
                                 
Beobachter: Matthias Juchert - Beobachtung auf 52,4° n.B. im westlichen Brandenburg

Bedingungen: Nach dem heftigen Unwetter des Vortages, rückte ein Zwischenhoch an, und vertrieb nach und nach alle Wolken vom Himmel. So war der Nordhorizont nur am Anfang des Abends noch von einige Stratocumulus Wolken gezeichnet. Ein ganz besonders schönes Schauspiel boten auch noch einige der seltenen Cirrocumulus Wolken, die im Licht der Abenddämmerung wunderbare Farbverläufe zeigten. Natürlich war die Feuchtigkeit nach so ergiebigem Regen sehr groß, und schon am Abend krochen erste Bodennebelfelder aus dem Wald über die Wiesen. Dazu weiter unter mehr. Die Temperaturen waren bei der geringen Luftbewegung durchweg angenehm und lagen wohl zwischen 10 - 15°C. 


Beobachtung:

Zeit: 22.30 Uhr - 1.00 Uhr

Es war ein Abend der Kapriolen verschiedenster Art. Da hat man schon einmal klaren Himmel bis zum Horizont und dann kommen andere Probleme. Als ich am gewohnten Beobachtungsplatz an der Wiese neben einem Maisfeld ankam, sah ich die Bodennebelschwaden schon und dachte mir, daß das nichts gutes bedeutet. Ich hab das Teleskop also gar nicht ausgepackt, und die Lage in Ruhe abgewartet - mit dem Fazit, das der Nebel immer näher kam. Also führ ich ein gutes Stück zurück, zu einem alten Spechtelplatz nahe einem abgeernteten Getreidefeld. Wunderbar - hier lies es sich aushalten: Kein Nebel, gute Rundsicht - was will man mehr. Die Grenzgröße lag wegen der Dämmerung etwa bei 5m3, aber ich habe schon mal einen Blick durch den Schützen schweifen lassen.

M 22 (NGC 6656) (Gc) (Sgr) 5,1mag

Der Globular war einfach selbst im beschlagenen Sucher auszumachen. Für den Einsatz des 40mm Okulars war es noch zu hell, und der Haufen war nicht aufgelöst. Aber es war ja nur ein Probeblick.

Die Umgebung von M8

Das war mein heutiges Vorhaben - bei guter Horizontsicht einmal einen Blick auf die Umgebung von M8 zu werfen, der mittlerweile bei 5m8 mit bloßem Auge zu erkennen war.

M 8 (NGC 6523) (Neb) (Sgr) 5,0mag

Natürlich das alles überragende Objekt der Region. Optimal lässt sich der Nebel mit 50x Vergrößerung beobachten. Der Gewinn mit UHC-Filter ist beinahe unwahrscheinlich - der Stundenglasnebel ist zwar schon ohne gut zu erkennen, aber nun beeindrucken auch die schwachen Ausläufer des Nebels sehr. Der helle offene Sternhaufen NGC 6530 in M8 ist nicht sonderlich sternreich und sehr locker, aber er bietet einen interessanten Kontrast.

NGC 6544 (Gc) (Sgr) 8,3mag

Ein relativ heller Kugelsternhaufen, der ein deutliches Zentrum zeigt. Er fällt im Gesichtsfeld sofort als Nebelfleck auf. Indirekt zeigt er überraschender Weise schon bei 50x Sterne!

NGC 6553 (Gc) (Sgr) 8,3mag

Dieser Haufen ähnelt dem vorherigen [6544]  in gewisser Weise. Er ist jedoch noch deutlicher, etwas kleiner und wirkt komplett nebulös. Das fehlende helle Zentrum lässt ihn sogar wie einen kleinen Kometen erscheinen.

Wer hat Angst allein im Dunkeln....

Als sich meine Augen richtig gut adaptiert hatten, und die Grenzgröße etwa 6m0 betrug, bemerkte ich ein Auto, daß auf den abgelegen Feldweg einbog. Natürlich mit vollem Scheinwerfer. Die beiden Männer in dem Jeep schauten nicht schlecht, als sie mich und den klobigen 8" auf seiner Saüle neben meinem Auto stehen sahen. Zum Glück sind sie weiter gefahren. Wenn man allein unterwegs, denkt man in solchen Situationen meist immer an das schlimmste. Als meine Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnten, und ich wieder zu M8 wollte, brach auf dem Feld eine andere Geräuschkulisse los - unmittelbar vor mir ertönten, die seltsamsten Geräusche, die wie eine Mischung aus krähendem Vogel und kläffendem Hund klangen und näher kamen. Ich hab mich schnell ins Auto aufgemacht - manchmal ist es schon gut, wenn andere mit zum Beobachten kommen. Nach einiger Zeit entfernte sich der Lärm, und ich bin zum Teleskop gestapft, und hab einfach weiter gemacht.

Bochum 14 (Oc) (Sgr) 9,3mag

Ein winziger Sternhaufen nördlich von M8. Bei 50x ist ein kleiner länglicher Fleck zu erkennen, der mit 2 Sternen durchsetzt scheint. Bei 190x verschwindet der Nebel, aber ich erkennen nur 3 schwache Sterne in Ost-West-Ausrichtung.

Ruprecht 135 (Oc) (Sgr) 

An dieser Stelle ist nur indirekt ein sehr schwacher Nebel zu erkennen. Nicht sonderlich groß - vielleicht 5' max. in Ausdehnung. 

NGC 6546 (Oc) (Sgr) 8,0mag

Sehr großer, aber eher aufgelockerter Sternhaufen. Viele schwache Sterne, die in gewisser Weise auch einen Hintergrundnebel erzeugen, was indirekt besser zu erkennen ist. Etwa zentral verläuft eine Sternekette in Nord-Süd-Ausrichtung.

NGC 6559 (Neb) (Sgr) 

Extrem schwierig sichtbar. UHC bringt überraschend nichts. Sehr sehr schwacher Nebel um einen helleren Stern. Der Nebelbereich scheint durchsetzt mit einigen sehr schwachen Sternen.

NGC 6568 (Oc) (Sgr) 8,6mag

Schöner sehr sternreicher Haufen. Die vielen schwachen Sterne liegen auch hier nicht sehr kompakt. Das Objekt wirkt relativ groß und von der Gesamtform her rund, wobei hier einige Unregelmäßigkeiten zu erkennen sind, die wie Ausbeulungen wirken.

M 21 (NGC 6531) (Oc) (Sgr) 5,9mag

Mir ist nie aufgefallen, wie schon dieser Sternhaufen eigentlich ist. Ganz anders, als die NGC-Exemplare davor, zeigt er sich recht kompakt und klein. Bei 50x sind direkt um die 10 helle Sterne zu zählen. Sobald man ihn indirekt anschaut, steigt die Zahl der sichtbaren Sterne rapide. Wirklich ein kleines Schmuckstück.

M 20 (NGC 6514) (Neb) (Sgr) 6,3mag 

B85 (Dn) (Sgr)

HN40 (Ds) (Sgr) 10"

Diesem Objekt widmete ich heute den Großteil der Beobachtung. Der Trifidnebel ist einer der interessantesten Gasnebel am Himmel. Das hat er vorallem den Dunkelwolken mit der Bezeichnung Bernard 85 zu verdanken. Der Emissionsteil des Nebels umgibt den Mehrfachstern HN40, der bei 50x aber nur seine beiden hellen Komponenten zeigt. Die Distanz der Komponenten beträgt etwa 10". Wenn in der Literatur der Reflexionsteil des Nebels als im Amateurteleskop unsichtbar abgestempelt wird, dann muss ich hier Einspruch erheben. Ohne UHC ist zwar der Emissionsteil schwächer, aber der Reflexionsnebel ist in ganzer Ausdehnung erkennbar! Die Dunkellinien an sich zu erkennen ist auch nicht schwer. Ihre genaue Form nachzuvollziehen jedoch schon eher. Das Objekt steht dazu leider ziemlich tief in Brandenburg - max. 15° über dem Horizont. Ich habe eine halbe Stunde genau beobachtet, und letztendlich die Dreiteilung zu Papier gebracht. Als ich fertig war stand der Nebel nur noch 10° über dem Horizont.

Übersichtszeichnung von M20 - gezeichnet am 8" mit und ohne UHC-Filter - unten ragt noch der Sternhaufen M20 ins Gesichtsfeld.

Das schönste an so einer Beobachtung mit Zeichnung ist der spätere Vergleich mit einem Foto, wenn man bemerkt, das die wahrgenommen Details tatsächlich real sind. Das ist wirklich mal ein Erfolgserlebnis und zeigt auch, wie wichtig Zeichnungen bei Beobachten sind.

...und plötzlich steht man im Nebel!

Als ich von meinem Blatt aufschaute, bemerkte ich das der Bodennebel nun auch zu dieser Anhöhe hinauf schappte. Das ist wirklich ein Erlebnis, wenn man urplötzlich im dichten Nebel steht, aber durch ihn noch Sterne bis zum Horizont beobachten kann, und über einem am Himmel die Milchstraße ungeschwächt strahlt. Dann stieg in einem Nachbardorf auch noch ein Feuerwerk, und im Osten stieg durch die dichten Schwaden ein gespenstisch wirkender Mond auf. Mir war klar, das die Beobachtung bald beendet war. Zwei Objekte gönnte ich mir aber noch. Ohne Sucher und mit triefnassem Teleskop ging es noch in den Adler.

NGC 6781 (Pn) (Sag) 11,8mag

Einfach ohne genaue Karte gefunden, da ich den UHC-Filter noch eingeschraubt hatte. Endlich mal wieder was für mein Herschel 400 Projekt! Es handelt sich um einen ganz bemerkenswerten planetarischen Nebel. Er ist ziemlich hell, groß - größer als M57 und wirkt wie eine große Scheibe. Völlig homogen und ohne helles Zentrum. Mehr Details konnte ich den Bedingungen nicht mehr abringen.

 

Dann gönnte ich mir noch einen Blick auf den neuen Kometen C/2002 O4 Hönig - die erste visuelle Kometenentdeckung eines deutschen seit einem halben Jahrhundert!

C/2002 O4 Hoenig

Nach ziellosem Schwenke im Suchbereich, bin ich auf einen deutlichen Nebelfleck gestoßen. Bei 50x war die Natur deutlich. Er war dem Kugelsternhaufen NGC 6553 nicht unähnlich, aber schwächer. Ich hab nur bei mir gedacht: "Ja - der ist auch für kleinere Röhren machbar!" Ich habe die Komagröße auf 3-4' geschätzt. Ein Schweif war nicht erkennbar, auch wenn er an einer Seite etwas diffuser ins Umfeld überzugehen schien.

Dann habe ich zusammen gepackt und bin durch den dichten Nebel nach Haus gefahren, wo es natürlich wieder völlig aufgeklart war. :-) Der Mond lockte mich noch etwas, aber ich habe ihn dann doch Mond sein lassen - also kein neues Mondbild. Aber damit das Ende dieses Textes nicht leer bleibt - hier noch nachträglich das Mondbild vom 1.8.2002.

Der Mond am Morgen des 1.8.2002, kurz nach dem Aufgang

 

Clear Skies
Matthias


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