Beobachtungsabend vom 7.2.2002

Instrumentarium: 2,5" f/13,3 Zeiss Refraktor, 8-24x50 Zoom Feldstecher

Zeit: 01.45 Uhr - 4.00 Uhr

Eigentlich war der Tag gar nicht für eine Beobachtung eingeplant. Dichte Wolken waren verkündet, doch schon am Abend stand Orion vor dem prachtvollen Umrahmung des Wintersechseckes. Da ich zu diesem Zeitpunkt  in einer 90.000 Einwohner Stadt war, überraschte mich schon die Grenzgröße, die fast 5m0 erreichte. Zum späteren Zeitpunkt war der Himmel dann wieder abwechselnd klar und dann wieder zugewolkt. Wieder zurück auf meinem Beobachtungsbalkon, warf ich gegen 1.45 Uhr noch mal einen Blick gen Himmel. Der Löwe war gut zu erkennen aber sonst gar nichts. Trotzdem griff ich mir meinen Feldstecher, "fesselte" ihn aufs Stativ, und macht mich auf die Suche nach einigen Frühlingsobjekten. 

Kleine Feldstechertour: 

M44 (NGC 2632)  (Oc) (Cnc)

Ein wirklich schönes Feldstecherobjekt, obwohl er mir im Refraktor bei 18x noch etwas besser gefällt. Riesengroß und deutlich mit freiem Auge sichtbar. 

Überraschend schnell hatte ich einen Nebelfleck südlich von Theta Leonis ausgemacht.

M66 (NGC 3627)  (Gx) (Leo)

Das die im Feldstecher erkennbar ist, hatten schon viele Bücher angedeutet. Aber das ich sie sogar länglich sehe - das hätte ich nicht erwartet! 

M65 (NGC 3623)  (Gx) (Leo)

Ebenfalls im Feldstecher erkennbar. Der Zoom auf 12x - 14x dunkelte den Himmelshintergrund und lies die Galaxie indirekt sichtbar werden.

Dann fasste ich mir ein Herz, und in 5 Minuten hatte ich die Ausrüstung ins Auto getragen.  Die Anfahrt zu meinem Beobachtungsplatz + aufbauen haben dann insgesamt etwa 20 min gedauert. Ich denke, das ist ganz akzeptabel.


Beobachtung: 

Deutliche Wolkenfelder zeichneten sich in Richtung Berlin durch ihre Aufhellung ab. Das stimmte etwas unruhig, aber der Rest des Himmels war sehr klar. Die Wintersternbilder entschwanden soeben hinter dem Nordwesthorizont und auch der Löwe hatte seinen Höchststand schon hinter sich. Im Meridian stand nun Melotte 111 - das Haar der Berenike. Ein wirklich schöner Anblick. 

M48 (NGC 3623)  (Oc) (Hya)

Mit bloßem Auge war mir ab und an, als wenn ich an besagter Stelle einen deutlichen Nebelstern erkennen konnte. Im Teleskop gefiel mir der Haufen am besten bei 28x, da er hier noch schön aus dem Umfeld herausstach, aber gleichzeitig schön aufgelöst wurde. Die zentrale Sternkette erinnerte mich an den Kugelsternhaufen M4, wobei sie bei M48 nur aus etwa 8 - 10 Sternen besteht.

Zurück in den Löwen.

M66 (NGC 3627)  (Gx) (Leo)

Ein heller deutlich elongierter Nebel springt ins Bild. Sofort fällt mir wieder das Sternchen im Zentrum der Galaxie auf. Das ist das strahlend helle Zentrum, das bei 18x beinahe punktförmig wirkt.

M65 (NGC 3623)  (Gx) (Leo)

Deutlich schwächer und erst mit zunehmender Adaption gut zu beobachten. Die Ausrichtung ist der von M66 sehr ähnlich wobei M65 etwas kleiner im Okular erscheint. Nicht so ein heller Kern erkennbar.

NGC 3628  (Gx) (Leo)

Diese schwache Galaxie unweit der beiden vorherigen ist eine echte Premiere für den Zeiss Refraktor. Lange Zeit hatte ich umsonst nach ihr Ausschau gehalten, aber heute war sie indirekt gut auffindbar. Sie "lag" genau quer nördlich über M65 und M66  und zeigte bei genauer Betrachtung eine große Ausdehnung - vielleicht 4:1!

NGC 3593  (Gx) (Leo)

Indirekt sichtbare Galaxie - ebenfalls in der Nähe der beiden vorherigen. Deutlich kompakter, mit insgesamt rundlicher Form. Sie bildet mit 3 helleren Sternen ein Rechteck. Mit 10m9 liegt sie im Bereich der schwächsten im Karkoschka verzeichneten Virgo-Galaxien. 

NGC 3489  (Gx) (Leo)

Diese 10m3 Galaxie war regelrecht einfach indirekt auszumachen! Die NGC-Bezeichnung vB (very bright) mag ein weiteres Indiz für eine gut erkennbare Leo-Galaxie sein. 

M105 (NGC 3379)  (Gx) (Leo)

Schon ohne genaue Kenntnis der Position gut als Nebel auffindbar - selbst bei 18x. Deutlich kleiner und kompakter als die anderen Messierobjekte, aber dafür sehr hell. Ein gutes Beispiel für eine elliptische Galaxie, hoher Flächenhelligkeit.

NGC 3384  (Gx) (Leo)

Errscheint kaum schwächer als M105. Auch die rundliche Form ähnelt ihr.  

M96 (NGC 3368)  (Gx) (Leo)

Wow - so gut hab ich diese Galaxie noch nicht mit dem 3-Zoller gesehen. Habe mich immer eher schwer mit dem auffinden der Galaxie getan. Aber bei gutem dunkelen Himmel ist sie dann auch ohne Karte von M105 ausgehend zu finden. Sie ist deutlich größer als M105 und erscheint ziemlich diffus. 

M95 (NGC 3351)  (Gx) (Leo)

...steht recht Nahe bei M96. Sonst war sie für mich immer das schwierigste Objekt unter den hellen Leo-Galaxien. Heute konnte ich sie nach kurzer Suche schon indirekt ohne Karte ausmachen. Deutlich schwächer als M96. Noch diffusere Erscheinung.

Besonders schön war es bei 18x, alle 4 Galaxien im Bild zu haben, und dann immer wieder abzuwandern.

NGC 3377  (Gx) (Leo)

10m4 Galaxie in Leo. Wirkte insgesamt recht klein und war indirekt sehr deutlich als Nebel auszumachen. 

NGC 3412  (Gx) (Leo)

Und noch eine gut sichtbare 10m5 Galaxie im Leo. Von der Gesamterscheinung her oval. 

NGC 3810  (Gx) (Leo)

Von Denebola ausgehend hatte ich noch diese Galaxie aufgefunden. Sie war wieder etwas schwacher aber indirekt noch erkennbar. Die Helligkeit der Galaxie liegt bei 10m8. 

Dann noch mal zurück in den westlichen Teil des Löwen. Hier wartet noch eine schöne Galaxie, die ich fast vergessen hätte.

NGC 2903  (Gx) (Leo)

Im Gegensatz zu den ganzen Schwächlingen war diese Galaxie schon wieder eine wahre Pracht. Sie kann es wohl von der Helligkeit her, gut mit M66 aufnehmen. Schöne Kantenlage! 

Rückzug aus dem Löwen! Die Wolken beenden meine Galaxienjagd vorzeitig. Aber halt... da drüber hängt ja noch ein kleiner Löwe! ;) 

NGC 3344  (Gx) (LMi)

Die hellste Galaxie im Sternbild Leo Minor war ein wirkliches Glanzstück. Mit einer Gesamthelligkeit von 9m9 übertrifft sie die meisten der vorherigen Galaxien. Wir sehen sie wohl genau von oben, den es zeigte sich ein ziemlich großes, fast rundes Nebelscheibchen. Dieses wurde von zwei 10m-Sternen in die Zange genommen. Wirklich ein interessanter Anblick. 

NGC 3486  (Gx) (LMi)

Und gleich weiter zum zweithellsten Objekt dieses Sternbildes. Mit 10m5 eine gut erkennbare Galaxie. Sie wirkte insgesamt recht groß.

Das himmlische Wolkenverschiebespiel ging weiter. Dafür klaffte nun eine Lücke im Bereich von Mellote 111. Über den weiten Doppelstern 17 Com gelangt man schnell und einfach zum nächsten Objekt.

NGC 4494  (Gx) (Com)

Recht dicht bei einem 8m-Stern gelegen. Sofort als deutlicher Nebel zu erkennen. Eines der hellsten Objekte des Sternbildes. Gesamtform etwas rundlich.

NGC 4565  (Gx) (Com)

Das schwierigste Objekt heute Nacht. Wie soll man die im Feldstecher gut beobachten können. Indirekt ist mit viel Mühe ein Ansatz des hellen Zentralbereiches zu beobachten. Eine langgestreckte Nadel wird daraus aber noch lange nicht. Ein Objekt für sehr guten Himmel und größere Optiken.

M53 (NGC 5024)  (Gc) (Com)

...lies sich da hingegen schon schön an. Bei 18x springt in der Nähe von Alpha Comae Berenices ein kleiner Nebelball durchs Okular direkt auf meine Netzhaut. Keine Sorge - ich bin nicht verletzt! ;-) Schön hell, aber nicht in einen einzigen Stern aufzulösen. Auch bei 80x nix zu machen.

M3 kann ich dann noch mühevoll durch die Wolkendecke erspähen, bevor sich der ganze Himmel zuzieht. Das es doch sehr nach Regen aussah, blieb mir nichts anderes, als panikartig mit dem abbauen anzufangen und endlich total müde in mein Bett zu sinken.

Die Nachbetrachtung darf aber nicht fehlen -. auch wenn es schon 4.30 Uhr ist. Ich nehme mir dazu immer etwas aus meinem Astro-Buchstapel heraus, und vergleiche das beschriebene dann mit meinen Sichtungen. Momentan ist ja der Stoyan mein Favorit zum schmökern, auch wenn er lange nicht alle hellen Objekte beschreibt.


Deep-Sky und Planetenbeobachtung mit kleinen Teleskopen: www.Serifone.de