Beobachtungsnacht vom 7/8.6.2004

Instrumentarium: - 42,5" Dobson, 6" Mak-Newton, 4" APO

Beobachter: - Martin Dietrich, Erhard Hänßgen, Ralf Hofner, Matthias Juchert
                                 
Beobachtungsort:
Plessa/südliches Brandenburg

Bedingungen: Auch in Südbrandenburg merkt man die Mitternachtsdämmerung noch. Nachdem die Wolken uns am Anfang der Nacht gnädig waren zog es später wieder zu. Die Grenzgröße lag bei etwa 6m3, wobei der Horizont trotz guter Sichtbedingungen etwas aufgehellt erschien.


Beobachtung:

Zeit: 23.30 Uhr - 02.30 Uhr MESZ

Gegen Abend trafen Martin und ich bei Ehrhard im südlichen Brandenburg ein. Während der Berliner Raum uns auf der Herfahrt einen grauen Himmel geboten hatte, schien hier die Sonne. Die Wolken die wir hinter uns gelassen hatten, hingen jedoch bedrohlich am Nordhorizont. In der Abenddämmerung lockerten sie jedoch mehr und mehr auf, und schon bald hatten wir ziemlich klaren Himmel. Ein echtes Highlight war die "Verdunkelung" des Beobachtungsplatzes. Nicht schlecht, wenn man die Straßenlampen vor dem Haus abschalten kann. ;-) Nach einigen Vorbereitungen für den am nächsten Morgen bevorstehenden Venustransit, konnten wir uns auf eine genüssliche Beobachtungsnacht am großen Dobson von Ehrhard freuen.

Beobachtungen am 1,07m Dobson

*Nach einigen Blicken auf den Kometen Q4 NEAT wendeten wir uns den Nebeln der Milchstraße zu....

C/2001 Q4 (NEAT)

Auch wenn der Komet deutlich schwächer geworden ist, und ich ihn zumindest mit bloßem Auge nicht entdecken konnte, so ist er doch schön im großen Dobson schön hell, mit einem deutlichen, über mehrere Felder verfolgbaren Schweif. Das Beste war jedoch, das der Kometenkopf gerade sehr dicht an einem hellen Stern vorbei zog. Darauf hatte ich bei der Kometenbeobachtung noch nie geachtet, aber hier war es augenscheinlich. 

*Auf Wunsch eines einzelnen horizontsüchtigen Herren ;-) (muss man doch auch alles mal anschauen!) nun...*

M 4

Trotz tiefem Stand und Horizontaufhellung noch ein netter Anblick. Wirkt bei dieser Öffnung und Vergrößerung mehr wie ein kompakter und reicher Offener Sternhaufen.

*Nach einigem herumgeschwenke im Feld taucht ein gleißend heller Orangefarbener Stern im Gesichtsfeld auf - Antares!*

Antares

Das Gesichtsfeld wird wird völlig dominiert vom orangen Hauptstern des Skorpions. In einigen Momenten blitzt tatsächlich der grüne Begleiter in 2,8" Distanz auf. Ich habe noch nie einen grünen Stern gesehen! Hier ist er! Allerdings dürfte es sich bei der knall grünen Farbe um einen Kontrasteffekt handeln, da es jetzt keine wirklich grünen Sterne gibt. Sehr überraschend.

*M 20 und M 8 stehen einfach noch zu tief, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Details sind jedoch in beiden Objekten schon zu erkennen. Die Dunkellinien im Trifidnebel sind besonders mit OIII-Filter deutlich und ziemlich breit. Wir versuchen unser Glück nun in höheren Deklinationen.*

M 16

Der Nebel ist riesig groß und der Sternhaufen sehr hell und reich. Gebannt ziehen sich meine Blick gen Nebelzentrum. Mit UHC und OIII-Filter kommen Teile der "Fingers of God" deutlich heraus. Das Ganze sieht aus wie dunkler Winkel im hellen Nebelgebiet. Zur offenen Seite des Winkels ist ein deutlicher Stern erkennbar. Wie muss das erst bei guten Bedingungen ausschauen!

M 17

Der Omega- oder Schwanennebel ist dann ein absolutes Highlight. Schon ohne Filter ist er hell, aber mit OIII zeigt er sich plastisch wie nie zuvor. Der Halsbereich des Schwans zerfällt in mindestens 7-8 unregelmäßige Teile. Über dem Kopf des Schwans schwebt eine völlig abgegrenzte Nebelpartie. Über mehrere Felder lässt sich das Netz der feinen Ausläufer verfolgen. Wahnsinn!

*Dann gings richtig hoch - sowohl mit dem Tubus als auch mit dem Weg auf der Leiter. Ich muss zugeben, das es mir in über 5m Höhe bei M 57 doch mulmig in der Höhe geworden ist, aber der Blick durchs Okular vertrieb dieses Gefühl schnell.*

M 57

M 57 habe ich schon mit vielen großen Instrumenten gesehen. Am 27" Refraktor sah er wirklich schon wie ein Foto aus, jedoch reichte damals in Berlin die Grenzgröße nicht um den Zentralstern sicher zu sehen. Heute hat es endlich ganz eindeutig geklappt. Aber es ist kein leichtes, ihn zu beobachten - auch nicht mit dieser Öffnung. Das Nebelinnere hat eine enorme Helligkeit, die man oft unterschätzt. Der Ring selbst leuchtet so brilliant, wie ich es von keinem anderen Deep-Sky Objekt im 8"er je gesehen habe. Einfach schön. Dafür könnte ich wirklich stundenlang auf dieser Leiter hängen. Auch diese hellblaue Färbung ist unvergleichlich.

*Irgendwie wurde dann mein Eifer als Deep-Sky Beobachter geweckt, und ich fing an, im Umfeld von M 57 nach der kleinen Hintergrund-Galaxie zu sehen Ich wurde erst nach Steigerung der Vergrößerung fündig.*

IC 1296

Auch bei dieser Öffnung ist IC 1296 kein auffälliges Objekt. Barnard hat die Galaxie mit einem 36"-Refraktor entdeckt. Auch ich musste suchen, ohne ihre genaue Position zu kennen. Schon mal meinen Respekt an die Augen von Barnard. Die Galaxie war zwar im dichten Sternfeld als diffuser Nebel auszumachen, aber sie war nicht besonders hell. Mit indirekter Sicht waren dann aber überraschender Weise doch Details auszumachen. Zuerst konnte ich den Balken erkennen, und in einigen Momenten blitzen an den beiden Enden des Balkens leicht geschwungene Bögen auf - die Spiralarme! Wirklich nicht ganz einfach, oben auf der Leiter auch noch zu zeichnen, aber es ging.

IC 1296 gezeichnet am 1,07m Dobson (M 57 nur als Referenz eingezeichnet) - M. Juchert

* Zunehmend ziehen Wolken durch. Dann kurz vor Ende der Beobachtung noch einmal ein Wahnsinnsobjekt*

M 27

Beim Anblick des Hantelnebels fehlen mir wirklich die Worte. Ein gigantischer Anblick - plastisch, detailreich .... Der Nebel ist übersäht mit etlichen Sternen - der Zentralstern selbst ist einer der einfachsten und hellsten Sterne. Fantastisch auch der Halo mit den Ohren. Die hellen Außenseiten umschließen zu einer Seite fast zangenförmig einen hellen Nachbarstern. 

Dann machte der Himmel leider zunehmend dicht. Einen kurzen Blick auf den Crescent-Nebel NGC 6888 wollte ich mir noch gönnen, doch genau in dem Augenblick, als ich oben auf der drittletzten Sprosse der Leiter angekommen bin, zog eine Wolke vor den Nebel. Ich hatte nicht einmal 1sec Zeit, den Anblick zu genießen - alles was ich noch erkennen konnte war hell und strukturiert.

Dann (es war schon nach 2 Uhr) machten wir uns an den Abbau. Aber die Sachen blieben in Reichweite - schließlich war ja in wenigen Stunden Venustransit! Wir hofften einfach, das die aufgezogenen Wolken bis zum Morgen wieder verschwinden - was letztlich daraus geworden ist, kann man hier nachlesen.

Clear Skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de *