Beobachtungen vom 9.2 - 10.2.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder, 4,5" f/4,4 Newton
                                 
Beobachtungsort:
Land Brandenburg auf 52°19' n.B. - 50m über Meereshöhe

Beobachter: Matthias Juchert, Martin Dietrich


Nacht vom 9,2.2003:

Zeit: 1.00 Uhr - 4.00 Uhr

Es war eine gute Nacht, und obwohl der Mond bis etwa 1 Uhr störte, beschlossen wir, diese post-mitternächtliche Session durchzuziehen. Der Himmel war sehr gut mit einer Grenzgröße von 6m5. Auch die Horizontsicht war hervorragend, denn der untergehende Mond lies sich bis zum Horizont fast ohne Verfärbung verfolgen. Auf dem Feld fanden wir in der Nähe des Beobachtungsplatzes einen großen Misthaufen vor, der aber nur am Anfang etwas ablenkte. Nachdem wir die Planeten staunend begutachtet hatten, begann Martin sich an einigen Schauobjekten zu erfreuen. Ich hatte mich heute für das Jagdgebiet zwischen Hydra und Antlia relativ tief am Horizont entschieden.

NGC 2986 (Gx) (Hya) 10,8mag

Ein typisches elliptisches System. Recht kleiner, etwa rund-ovaler Nebel mit sehr hellem Kern. Am besten indirekt zu erkennen bei 98x, aber selbst bei 50x schon phasenweise direkt zu erhaschen.

NGC 2935 (Gx) (Hya) 11,4mag

Ebenfalls von Herschel im Jahre 1785 entdeckt. Relativ schwacher, Nord-Süd elongierter Nebel mit indirekter Sicht erfassbar. Bei 98x ist ein relativ schwach ausgeprägtes Zentrum sichtbar.

NGC 2865 (Gx) (Hya) 11,7mag

Meine Notizen weisen einen indirekt sichtbaren Nebel (bei 98x) mit recht hellem Zentrum aus. Verwunderlich ist nur das ich eine Kantenlage erkannt habe, wo doch das DSS-Bild ein eher ovales System zeigt. 

NGC 2835 (Gx) (Hya) 10,5mag

Galaxie mit sehr geringer Flächenhelligkeit! Sehr schwierig! Im ersten Anlauf bei 98x nicht zu erkennen. Bei 50x kann ich zwischen 2 10mag Sternen per indirekter Sicht einen schwachen Schimmer ausmachen. Er erscheint nicht so groß wie eingezeichnet, und scheint abrupt südlich der Verbindungslinie beider hellen Sterne zu enden, während er nach Norden hin rech gleichmäßig ausfadet. Das DSS-Bild verrät, das sich südlich dieser Linie nur ein schwächerer Spiralarm befindet, nördlich davon aber direkt das hellere Zentralgebiet ansetzt.

NGC 2784 (Gx) (Hya) 10,2mag

Schöner ziemlich heller Nebel schon bei 50x zu erkennen. Dehnt sich in Ost-West Richtung aus, wobei sich im Südosten ein heller Stern in schönem Kontrast zum Nebel zeigt. Die visuelle Elongation schätze ich auf mindestens 3:1, wobei sogar ein längliches Zentralgebiet sichtbar war.

Dann stürze ich mich noch tiefer zum Horizont. Antlia hatte ich schon einmal von Kärnten aus im letzten Winter beobachtet, und konnte dabei die Luftpumpengalaxie NGC 2997 nur mit Mühe erkennen. Was ist hier überhaupt möglich.

h 4277 (Ds) (Ant) 21,5"

Dieser Doppelstern wurde 1836 erstmals von John Herschel vermessen. Er war trotz, in Horizontnähe schlechterem Seeings, schon bei 50x getrennt. Bei 98x konnte man schon erkennen, welcher der beiden 8mag-Sterne der hellere ist - er befindet sich im SW des Begleiters.

NGC 3175 (Gx) (Ant) 11,2mag

Mit indirekter Sicht ist eine schwache, aber schöne und deutliche Nadel zu erkennen, die von einem 9m36-Stern in Südwestlicher Richtung wegweist.

Nach kurzer Aufwärmpause war ich auf der Suche nach Herschels südlichstem Objekt NGC 3621, tief in der südlichen Hydra. Das Aufsuchen über Xi Hydrae gestaltete sich schwierig, da mir mit abnehmender Horizonthöhe die Sterne ausgingen. Fast wollte ich schon wieder weiterstellen, als ich bei mal kurz einen länglichen Nebel vermutete - so bleibt diese Aufgabe für eine der nächsten Beobachtungen. Auch die Galaxie NGC 3717 konnte ich nicht erkennen - mir war auch schon ziemlich kalt. Die -9° C in Kombination mit recht frischem Wind zeigten Wirkung. Martin fuhr dann bald nach Hause, während ich mich noch zu einer letzten Beobachtung aufraffte - dieses Mal fast im Zenit.

M 51 (NGC 5194) (Gx) (CnV) 8,4mag

Nach einiger Aufsuchzeit, war ich überrascht, wie groß die Galaxie doch ist. Lag wohl an den schwachen kleinen Objekten, die vorher im Okular waren. Bei 50x waren zunächst einmal 2 helle Nebelscheiben zu erkennen, wobei der Begleiter NGC 5195 nicht einmal halb so groß ist wie M 51, aber der Kernbereich fast genauso hell erscheint. Nach wenigen Sekunden konnte ich bereits den deutlichsten Bogen im Südosten der Galaxie ausmachen. Nach einiger Zeit wurde dann auch im Nordwesten ein deutlicher Bogen. Mehr war bei dieser Vergrößerung nicht zu erkennen. 98x zeigte die gesehen Details dann deutlicher. Ich zeichnete nebenher, um mir ein Bild der Objekte machen zu können, aber so recht wollte sich das Spiralmuster noch nicht zusammenfügen. Sicher - die beiden Hauptarme waren sichtbar, aber ich konnte nicht ihren gesamten Verlauf nachvollziehen.

Nach einer Stunde Beobachtungszeit beschloss ich, die gesehen Einzelheiten in einer Zeichnung festzuhalten, und nach Haus zu fahren.

Abend vom 9,2.2003:

Zeit: 18.00 Uhr - 19.00 Uhr

Aber nach nur 14 Stunden stand ich schon wieder auf dem Feld - dieses Mal auf dem vom Mond beleuchteten Feld - mit Laptop und Webcam bewaffnet. Ich wollte endlich einmal die Leistungsfähigkeit des Starfinders testen. Also machte ich am Mond endlich einmal mit der 2x Barlow einige Versuche. Hier nun das Ergebnis:

 

Saturn habe ich leider einfach nicht ins Bildfeld bekommen - er huschte immer nur kurz über den Bildschirm, sah aber ziemlich groß aus, so das wenn es klappen würde sicher einige Details sichtbar sein sollten. Zufrieden fuhr ich wieder nach Haus.

Nacht vom 10,2.2003:

Zeit: 02.00 Uhr - 04.00 Uhr

Der Himmel blieb klar, und so fuhr ich dann gegen 2 Uhr nach Monduntergang zum 3. Mal innerhalb von 24 Stunden zu meinem Beobachtungsplatz. Heute waren die Bedingungen sogar noch besser. Der Himmel erreichte eine Grenzgröße von 6m6 im Zenit, und es waren am Horizont auch kaum störende Aufhellungen erkennbar. Dazu hatte der Wind am Tage deutlich nachgelassen - gute Vorraussetzung also für eine weitere gute Nacht.

Ich fing auch gleich dort an, wo ich letzte Nacht aufgehört hatte - bei M 51, und heute dauerte das aufsuchen keine 10 Sekunden.

M 51 (NGC 5194) (Gx) (CnV) 8,4mag

Auch heute Abend bot die Whirlpool-Galaxie zunächst ähnliche Details wie am Vorabend. Ich versuchte in insgesamt 45min, nochmals die gesehenen Details zusammenzusetzen, und entdeckte dabei neues. Die vollständige Verbindung der Galaxien war nicht sichtbar, aber mit indirekter Sicht war immerhin ein Teil der Lichtbrücke als schwacher Schimmer zu erkennen. Dann sind zwei - die Spiralarme vom Kern trennende Dunkelbänder erkennbar gewesen - die sich jeweils im SO und NW bei den hellsten Teilen der Arme befanden. Interessant ist der südöstliche Teil der Galaxie, wo sich ein 13mag-Stern an der Innenseite eines Spiralarmes befindet. Hier konnte ich per indirektem Sehen 2 Lichtknoten ausmachen. Der nördliche war schwächer und fast stellar, während der südliche deutlich länglich erschien - zeitweise sogar deutlicher als der schwache Stern in der Galaxie. Dieser Knoten reagiert bei dem Versuch der UHC-Beobachtung auch schwach - also scheinbar ein großes Sternentstehungsgebiet mit HII-Regionen! Faszinierend! Der Begleiter zeigte ein helles Zentralgebiet das quer zum Halo lag. Dieser Halo war in Richtung Westen viel deutlicher und weiter verfolgbar. Hier nun die Zeichnung die aus den Beobachtungen der beiden Nächte entstand. Immerhin mehr als ich erwartet hatte, auch wenn ich nicht die Details erkannt habe, die dem finnischen Beobachter Jere Kahanpää mit seinem 8"er gelangen.

M 51 und NGC 5195 im 8" bei 98x (Süden ist oben)

 

M 64 (NGC 4826) (Gx) (Com) 8,5mag

Auch diese Galaxie hatte ich noch nie richtig detailliert mit dem 8"er beobachtet - nur einmal kurz beim letztjährigen Messier-Marathon drübergehoppt. Aber sie war mir aus früheren Feldstecher/Refraktor-Beobachtungen als durchaus sehr helles Objekt bekannt. Die Galaxie ist eher oval, als länglich, mit deutlich abgegrenzten länglichen Zentralgebiet in einem größeren Halo. Der Kern sieht aus wie ein Stern von mindestens 10mag Helligkeit. Schon bei 50x war das Dunkelband zu erhaschen. Mit 98x war es dann zeitweise sogar direkt sichtbar. Es zieht sich im Nordosten am Kern der Galaxie vorbei durch das Zentralgebiet. Die nachvollgende Zeichnung entstand nach einiger Beobachtungszeit.

M 64 im 8" bei 98x (Süden ist oben)

 

Damit war eigentlich alles geschafft, was ich mir an diesem Abend auf die Liste gesetzt hatte. Aber der Himmel war zu gut um einfach abzubauen, und so gönnte ich mir dann noch einige Blicke auf M 104, die den Staubstreifen als klare südliche Begrenzung zeigte. Südlich des Staubbandes war nur ganz schwach ein diffuses Leuchten wahrnehmbar. M 97 zeigte ansatzweise ihre Augen, allerdings konnte ich keine definitiven Formen feststellen. Nach dem abbauen, beobachtete ich noch mal eine Weile den Frühlingshimmel mit dem bloßen Auge. Der große Wagen stand im Zenit, der Löwe hoch im Süden, tief am Horizont der Rabe, westlich davon der Becher auf der Wasserschlange sitzend, die man nicht mit einem Blick erfassen kann. Am Osthorizont stiegen Deneb und Vega auf, während Arktur im Bootes fast den Meridian erreicht hatte. So ein Beobachtungsmarathon hat richtig Spass gemacht, auch wenn man nach nunmehr 3 Beobachtungen innerhalb von 24 Stunden schon ziemlich geschafft sein darf. :-) Aber vor allem hochzufrieden.

Clear Skies
Matthias


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