Beobachtungsnacht vom 9.2.2004

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Bedingungen: Diese Beobachtungsnacht habe ich dem norwegischen Gebirge zu verdanken. Obwohl seine Lee-Wirkung in Brandenburg schon nicht mehr so stark ist, wie etwa in Polen, rissen die Wolken zumindest zeitweise auf, und präsentierten einen sehr klaren 6m5-Nachthimmel. Leider waren die Auflockerungen nicht sehr beständig, und immer wieder zogen dicke Wolkenbänke über den Himmel. Die Bedeckung variierte zwischen 2/8 und 7/8, mit den besten Werten kurz vor Ende der Beobachtung. Neben der adaptionsgefährdend hellen Venus, zuckten Richtung Westen, in den dort vorbei ziehenden Wolken, sogar 2 Blitze auf! Der eiskalte Nordwest-Sturm und Temperaturen um den Gefrierpunkt, machten die Beobachtung alles andere als angenehm.


Beobachtung:

Zeit: 18.30 Uhr - 20.45 Uhr MEZ (effektive Beobachtungszeit jedoch nur etwa 70 min!)

Der kräftige Wind treibt die Wolken über den sternenklaren Himmel mit der brillanten Venus 

Oberhalb der zunächst nur westlich vorbeiziehenden Wolken, erschien neben der Venus deutlich das Pegasus-Viereck. Direkt beim hellen Gamma Peg, sollte sich der aktuell helle Komet C/2002 T7 LINEAR befinden. Ich machte mich ganz ohne Karte auf die Suche nach ihm - auch ohne zu wissen, was mich erwarten würde.

C/2002 T7 LINEAR

Wow! Was für ein Anblick. Ich hatte den Kometen noch nicht so hell erwartet. Er erschien deutlich heller, als viele Messier-Galaxien im 8", und auch die scheinbare Ausdehnung, und die gute Sichtbarkeit des Schweifs sorgten für Überraschungen. Deutlich war der helle, stellare Kern bei hoher Vergrößerung wahrnehmbar. Von ihm aus zogen sich 2 feine Bögen in Richtung des Schweifs. Der Schweif selbst zeigte sich andeutungsweise strukturiert.

C/2002 T7 LINEAR am 9.2.2004 bei 50x und 126x am 8" Newton 

*Danach machte der Himmel leider dicht,und verschluckte den ohnehin tiefstehenden Kometen. In einer vorüber ziehenden Wolkenlücke konnte ich immerhin noch einen Sternhaufen erspähen.*

Alessi 2 (Oc) (Cam)

Dieser Haufen ist einfach ohne Karte westlich von 5 Cam zu finden, obwohl er lange nicht so auffällig ist, wie Alessi 1. Bei 50x füllt er etwa die Hälfte des Gesichtsfeldes mit 40 Sternen unterschiedlicher Helligkeit  - darunter etwa 12 sehr helle. Markant ist die ungewöhnliche Form, die stark an einen Baum erinnert. Der Stamm besteht aus 4 hellen Sternen, wobei im Wurzelbereich eine deutliche Sternkondensation auszumachen ist. Die Krone zeigt neben mittelhellen Sternen auch einige schwache Sterne, wobei deren Zugehörigkeit zum Haufen nicht klar ist.

Wolken zwischen den Nebeln des Orion - oder umgekehrt...

Dann waren auch diese Lücken vorüber gezogen, und der Himmel war komplett dicht. Nach etwa 10min tauchte in Richtung Nordosten ein komplett wolkenfreier Bereich auf. Sollte das die Wende sein?  Es dauerte noch mal eine kleine Ewigkeit bis dieser klare Bereich den Zenit und schließlich Orion erreichte, aber dann war es endlich klar, und ich konnte mich den so sehr herbeigesehnten Regionen im Orion widmen.

IC 434 (Neb) (Ori)

Der Nebel ist ohne Filter kaum auszumachen. Nur mit indirektem Sehen und leichter Tubusbewegung ist ein schwacher, länglicher Schimmer südlich des Sterns SAO 132451 wahrnehmbar. Mit UHC-Filter verbessert sich die Ansicht etwas, und Differenzierungen der Helligkeit des Nebel werden möglich. Südlich des hellen Sterns findet sich der hellste Teil, der indirekt dauerhaft sichtbar ist. Weiter nach Süden wird der Nebel schwächer, und ist nur noch in wenigen Momenten zu erhaschen. Wenn, dann ist aber gleichzeitig auch B 33 als dunkle Unterbrechung des Nebels sehr schwach sichtbar. Eventuell ist auch westlich des "Pferdekopfs" noch schwacher Nebel sichtbar. Zeta Orionis muss außerhalb des Feldes gehalten werden.

B 33 (Dn) (Ori) Pferdekopf-Nebel

Der Pferdekopfnebel ist bei 50x nur mit einem UHC-Filter als dunkle Unterbrechung des schwachen Nebelstreifs IC 434 sichtbar. Er ist sehr schwierig wahrnehmbar, und nur in wenigen Momenten indirekt zu halten, was auch für die schwächeren Partien des Nebelhintergrunds gilt. Die beiden schwachen Sterne südöstlich der Dunkelwolke geben Sicherheit bei der Beobachtung.

NGC 2023 (Neb) (Ori)


Ein heller, einfach sichtbarer Nebel um den 7m8-Stern SAO 132464. Bei 126x erscheint der Nebel deutlich in Nord-Süd-Ausrichtung elongiert, wobei sich eine leichte Bohnenform mit einer kleinen Bucht im Nordosten zeigt.

IC 435 (Neb) (Ori)


Bei 126x zeigt sich ein relativ schwacher, aber doch deutlicher Nebel um den 8m3-Stern SAO 132478. Der Stern zeigt sich als Doppelstern mit einem schwächeren Begleiter im Nord-Westen. Der Reflexionsnebel selbst erscheint rund, und weitestgehend strukturlos. Im Vergleich mit einem ähnlich hellen Stern südlich, ist der Nebel besonders deutlich wahrnehmbar.

IC 432 (Neb) (Ori)

IC 432 ist ein recht großer, schwächerer Nebelschimmer um den 7m0-Stern SAO 132446. Er zeigt eine ovale Form mit leichter Elongation in Nord-Ost bis Süd-West-Richtung, wobei der deutlichste Teil etwa südlich des zentralen Sterns wahrnehmbar ist.

IC 431 (Neb) (Ori)

Ein sehr schwacher Nebelschimmer, der nur bei 126x und indirektem Sehen schemenhaft als kurzer Nebelarm vom 7m7-Stern SAO 132436 in Richtung des südlich gelegenen HD 290810 erscheint. 

IC 423 (Neb) (Ori)

Bei 126x sind mit Mühe innerhalb eines markanten Sternrechtecks Ansätze eines extrem schwachen Nebels auszumachen, wobei jedoch nur die hellste Partie indirekt aufblitzt.

*Berkeley 20 war trotz intensiver Versuche bei verschiedenen Vergrößerungen nicht sichtbar*

IC 426 (Neb) (Ori)

Ein interessanter Nebel im Gürtel des Orion. Bei 98x ist nördlich eines markanten Sternvierecks, das auch 2 einfache Doppelsterne beinhaltet, ein deutlicher, schmaler Nebelbogen wahrnehmbar. Südlich dieses Bogens geht der Nebel zunächst sanft in den Hintergrund über, bevor ein schwächerer Bogen dem Hintergrund wieder ein sanftes Glühen verleiht. 

*Weitere Nebel im Orion wie IC 424 oder IC 429 + 430 und IC 420 waren noch auf ihre Beobachtung.*

Einige noch unbekannte Haufen der Deep-Sky-Hunters

Zum Abschluss zog es mich ins Sternbild Gemini, wo einige gerade erst entdeckte Haufen von meinen Kollegen der Gruppe Deep-Sky-Hunters (DSH) lockten. Diese neuen Haufen sind bisher in keinem Sternatlas verzeichnet, aber z.B. mit Hilfe des DSS kann man sie wunderbar orten.

Kronberger 12 (Oc) (Gem)

Nur rund 9' westlich des orange-roten Eta Geminorum ist zwischen einigen schwächeren Sternen ein kleiner länglicher bis "L"-förmiger Nebelfleck am Rande der Auflösung auszumachen. 126x

Ferrero 18 (Oc) (Gem)

Ein sehr netter, und auffälliger Sternhaufen im nördlichen Gemini. Bei 50x ergibt sich ein schöner Eindruck eines verstreuten Haufens von etwa 25 Sternen, der sich trotz seiner geringen Kondensation gut vom Hintergrund abhebt.

Als ich den nächsten Sternhaufen aufsuchen wollte, schob sich eine eindrucksvolle, dunkle Front von Norden her über mich. Mir war klar, das die Beobachtung damit beendet war, und ich schleunigst einpacken sollte. 
Als ich die Ausrüstung verstaut hatte, setzte schon kräftiger Schneefall ein - zum Teil mit Schneeverwehungen! Nichts wie ab nach Haus. Als ich dort aus dem Auto stieg, war über mir wieder die Cassiopeia zu sehen - so ungerecht kann's manchmal gehen. Schön war's irgendwie trotzdem.

Clear Skies
Matthias


Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de